Station: [12] Der Maschinensatz


Tatjana Digit: Unvorstellbar für uns Kinder des Computerzeitalters, wie umständlich damals Zeitungen hergestellt wurden. Schau nur Vincenz, diese Linotype-Zeilensetzmaschine aus den 1950-er Jahren! Hast du über diese Maschine was in deiner Ausbildung gelernt?

Vincenz Stempel: Ja, aber auch du müsstest dich da ein wenig auskennen, denn sie gilt als Bindeglied zwischen dem Handsatz und dem heutigen Desktop-Publishing, also dem Publizieren mit Computer.

Tatjana Digit: Was ich sehe ist, dass diese Maschine schon eine Klaviatur hat mit allen Buchstaben des Alphabets, mit Interpunktionszeichen und Leerzeichen – so wie die heutige Computertastatur.

Vincenz Stempel: Ich weiß natürlich ein wenig mehr, weil ich ja praktisch arbeite und nicht mit meinen Gedanken immer nur in der Zukunft hänge, so wie du. Wir stehen hier vor einer Bleisatzmaschine mit vier Magazinen, die Jacob Weiss 1957 kaufte. Hans Georg Weiss, der Museumsgründer, lernte an dieser Maschine sein Handwerk und setzte bis zu 8000 Buchstaben pro Stunde. Für damalige Zeiten war es eine sehr fortschrittliche Maschine. Tippte der Setzer einen Buchstaben, fiel aus einem Magazin eine Matrize. Das ist eine metallene Gussform für einen Buchstaben. Die einzelnen Matrizen wurden zu Zeilen aneinander gereiht. Die fertige Zeile wurde dann mit flüssigem Metall ausgegossen. Auf diesen Maschinen wurden bis in die 80er-Jahre Zeitungen und Zeitschriften gesetzt. Machte der Setzer nur einen Fehler, musste die ganze Zeile neu gesetzt und gegossen werden.

Tatjana Digit: Zumindest konnten sie hier bei ihrer Arbeit erstmals sitzen!

Fotos: © Druckereimuseum Weiss