Station: [10] Konferenz der Puppen


Tatjana Digit: Und hier sind sie – meine Kollegen, mit denen ich gemeinsam Museumsluft atme. Hier haben wir uns zur Konferenz der Puppen zusammengefunden. Fünf Fachleute aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft diskutieren zu verschiedenen Themen. Aber sollen sie sich doch selbst vorstellen.

Bruder Scriborius: Ich bin Bruder Scriborius, mich kennen Sie ja nun schon. Ich habe im 14. Jahrhundert gelebt. In meiner Zeit war es noch üblich, dass wir, die Mönche, Bücher, Bibeln und Klosterregeln mit der Hand schrieben. Wir schrieben mit Tinte auf Pergament. Im Kloster hatten wir dafür einen Extra-Raum: das Skriptorium der Abtei. Dort schrieben wir, malten aber auch die Bilder für die Bücher. Als dann Johannes Gutenberg mit seiner Erfindung kam, wurden wir arbeitslos.

Johannes Gutenberg: Auch ich hatte schon die Ehre, ich bin Johannes Gutenberg, der Mann, der Mitte des 15. Jahrhunderts den Buchdruck revolutionierte. Bruder Scriborius, technische Erneuerungen gehören zum Wesen des Buchdrucks. Auch die Digitalisierung, von der Tatjana Digit so schwärmt, verändert das Berufsbild der Buchdruckerinnen und Buchdrucker des 21. Jahrhunderts. Ich für meinen Teil habe vor mehr als 550 Jahren die erste Medienrevolution ausgelöst.

Peter Weiß: Einen wunderschönen guten Tag, ich bin Peter Weiß, von Beruf Buchdrucker: Ich habe 1875 die Druckerei mit Verlag in Monschau gekauft – mit der Zeitung „Stadt- und Landbote“, die es seit 1848 gab. Wir haben die Zeitung noch Zeile für Zeile gesetzt. Ich war richtig gut. Ich konnte 1400 Buchstaben in der Stunde setzen.

Vincenz Stempel: Hi, ich bin der Azubi in der Runde. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste alle Buchstaben händisch setzen, bevor eine Zeitung oder ein Buch gedruckt würde. Nein, das wäre nichts für mich. Das Berufsbild hat sich ganz schön geändert, das hat mein Vorbild Johannes Gutenberg ja schon gesagt. Wir arbeiten natürlich mit digitaler Technik. Wir heißen deswegen auch nicht mehr Drucker oder Setzer, sondern Medientechnologen. Drei Jahre dauert meine Ausbildung.

Tatjana Digit: Tja, und ich bin Tatjana. Ich weiß, dass die Digitalisierung auch den Beruf des Medientechnologen weiter verändern wird. Ich sage nur: Künstliche Intelligenz. KI! Oder lernende Roboter, die ganze Arbeitsprozesse übernehmen könnten, oder – ach, ich könnte ins Schwärmen geraten …

Bruder Scriborius: Hören Sie sich im Sprachmodul mal an, wie wir hier unsere Standpunkte verteidigen!

Fotos: © Druckereimuseum Weiss