Station: [30] Marmoraltartisch


Kleiner Mönch: Also, so einen... ähm... Tisch... mitten in der Kirche – das gab es zu meinen Zeiten noch nicht.

Maus: Der ist auch ganz neu... also noch keine 50 Jahre alt. Das ist ja fast nichts für so eine alte Kirche. Aber es ist kein Tisch, sondern der Altar.

Kleiner Mönch: Der Altar? So sieht ein Altar in der Zukunft... also in deiner Zeit aus?

Maus: Ja, an diesem Tisch oder Altar wird am Sonntagvormittag die Messe gefeiert. Habe ich schon oft gesehen, aus meinem sicheren Versteck unter den Kirchenbänken. Und das ist sehr praktisch, denn wenn du von unten schaust, kannst du auch viel besser die Bilder auf dem Sockel erkennen.

Kleiner Mönch: Du meinst die vier Figuren an den Ecken?

Maus: Und die Bilder zwischen den Figuren.

Kleiner Mönch: Aha.

Maus: Die vier Figuren, das sind wichtige Menschen für die Kirche: Petrus, Paulus, Benedikt und Pirmin. Du erkennst sie an ihren Zeichen...

Kleiner Mönch: Lass mich mal, in Zeichen bin ich gut: Der mit dem Schlüssel in der Hand muss der Apostel Petrus sein, denn man sagt, dass er für die Menschen das Himmelreich aufschließt. Und Paulus hält eine Schriftrolle, denn er hat viele wichtige Briefe geschrieben, die auch in der Bibel zu lesen sind. Benedikt war ein Mönch und hat mit seiner Regel alle anderen Mönche erleuchtet, wie sie leben sollen. Er hat deshalb eine Kerze in der Hand. Dann bleibt als der, der eine Kirche hält, nur der heilige Pirmin übrig.

Maus: Dass Pirmin – und nicht Offo – hier eine Kirche trägt, macht geschichtlich betrachtet wohl auch etwas mehr Sinn. Immerhin wissen die Gelehrten ja, dass es diesen Pirmin wirklich gegeben hat. So um 750 rum hat er die Mönche besucht, die damals schon in Schuttern noch ziemlich unorganisiert lebten, und hat gesagt: Leute, es gibt da eine Super-Regel, die vom heiligen Benedikt, an die solltet ihr euch halten.

Kleiner Mönch: Daran hat er wohl getan, denn die Regel ist die Leuchte auf unserem Weg, sagt der Magister Albertus. Dass man ihn damit aber gleich als Stifter darstellt, erscheint mir übertrieben. Gottseidank stehen keine Namen dran. Für mich ist der mit der Kirche einfach der Offo!

Maus: Lass uns nicht streiten, gucken wir lieber weiter den Altar an. Auf den schmalen Seiten zwischen den vier Figuren, da sieht man auch Hinweise auf die Geschichte von Kain und Abel.

Kleiner Mönch: Kain und Abel? Kenn ich, die Söhne von Adam und Eva aus der Bibel. Was haben die mit Schuttern zu tun?

Maus: Direkt unter dem Altar hier wurde bei den Ausgrabungen das Schutterer Mosaik gefunden, da sind die drauf.

Kleiner Mönch: Unter mir?

Maus: Unter deinen Füßen. Oder vielmehr unter dem Fußboden der Kirche. Ein Stockwerk tiefer.

Kleiner Mönch: Das muss ich unbedingt sehen! Wie kommen wir denn dahin?

Maus: Nun, das wird etwas schwierig. Denn die Tür, die in die Ausgrabung führt, ist eigentlich verschlossen und die Menschen, die das Mosaik sehen wollen, müssen sich anmelden. Aber ich kann ja mal probieren, ob wir dich doch irgendwie hineinschleusen können ...

Foto: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim