Station: [3] Anfänge bis zur Blütezeit im 9. Jahrhundert


Maus: Donnerwetter, hier klingt es ja schon richtig nach Kloster!

Kleiner Mönch: Das kenne ich alles, da könnte ich gleich mitsingen. Wir üben die lateinischen Psalmen und die Melodien jeden Tag. Morgens beim ersten Gottesdienst ist es ja noch dunkel in der Kirche, da müssen wir alles auswendig können. Wer einen Fehler macht, muss sich zur Entschuldigung gleich vor allen verbeugen; das ist echt peinlich.

Maus: Kann ich mir denken.

Kleiner Mönch: Das ist aber schon seit Jahrhunderten so, sagt unser Lehrer Albertus. Nach der Regel des heiligen Benedikt muss jeder Mönch Keuschheit, Armut und Gehorsam fest versprechen. Das mit der Keuschheit erklärt er uns später. Armut bedeutet, dass uns gar nichts gehört, nicht einmal die Kleider, die wir anhaben. Wenn der Abt oder der Lehrer das befehlen, müssen wir jederzeit alles wieder hergeben.

Maus: Wer will schon deine schmutzigen Socken?

Kleiner Mönch: Keiner; deshalb müssen wir auch alles selbst von Hand waschen. Damit wir Demut lernen. „Der erste Schritt zur Demut ist Gehorsam ohne Zögern“, das ist der Lieblingsspruch vom Magister Albertus. Uns kommt’s zu den Ohren raus. Obwohl... wenn ich gehorsam gewesen und nicht heimlich allein durchs Kloster gelaufen wäre, hätte es mich vielleicht nicht gebeamt...

Maus: Nun, wenn Du wieder zurückfindest, kannst du dem Magister erzählen von der Zukunft des Klosters Schuttern ... der wird staunen!

Kleiner Mönch: Also was ich hier sehe, ist eher Schutterns Vergangenheit. Haben wir alles schon vom Magister Albertus gelernt. 603 kam der angelsächsische König Offo als Missionar hierher und gründete das Kloster „Offoniswilare“ – Weiler des Offo. Ungefähr hundertvierzig Jahre später kam der heilige Pirmin und überzeugte die Mönche, dass sie nach der Benediktregel leben sollten. Zur Zeit Karls des Großen und seines Sohnes Ludwig gehörte Schuttern zu den wichtigsten und reichsten Klöstern im ganzen Karolingerreich. Es hatte Schreibstuben und Schlafstuben und ein Refektorium, also einen Speisesaal für die Mönche – und eine große Kirche, die war über 30 Meter lang. Und unter den siebzig Mönchen hier lebten großartige Künstler, die wunderbare bunte Bilder und Verzierungen in die hier abgeschriebenen Bücher malten.

Foto: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim