Station: [22] Das Haus über der Schutter
Kleiner Mönch: Ja, so kenne ich das – die Schutter und der Blick in die Schwarzwaldberge. Ein Benediktinerkloster muss an einem „locus amoenus“ gegründet werden, an einem „lieblichen Ort“. Hat doch voll geklappt hier. Nur das komische Haus da über der Schutter gab’s zu meinen Zeiten noch nicht.
Maus: Das ist das „Refektorium“, in dem die Mönche viele Jahrhunderte lang ihre Mahlzeiten einzunehmen pflegten. Im Jahr 1698 ließ der ehrwürdige Abt Jakobus Vogler das Haus sogar erweitern und über die Schutter führen. Seitdem überspannt ein hübscher Bogen den Lauf des kleinen Flüsschens.
Kleiner Mönch: Und dieses liebliche Flüsschen – die Schutter – hat unserem Kloster auch seinen Namen gegeben: Schutter – Schuttern.
Maus: Ganz klar.
Kleiner Mönch: Auf lateinisch hieß Schuttern „Scutera“ oder „Scutura“. Die ältesten Urkunden nannten das Kloster aber meist „Offoniswilare“ – Weiler des Offo – und erinnerten so an seinen legendären Gründer Offo.
Da drüben war unser Kräutergarten. Roch phantastisch, kann ich dir sagen! Können wir da mal hingehen?
Maus: Ja, da ist immer noch ein Garten, umgrenzt von Mauer und Wasser. Aber das war beileibe nicht der einzige. Achte mal drauf, wenn du nachher die alten Stiche vom Kloster siehst. Hier gab es ein riesiges Gartenareal. In der Barockzeit hätten da mehrere Fußballfelder rein gepasst...
Kleiner Mönch: Äh... Fußball?
Maus: Ein Spiel; das kennst du noch nicht.
Kleiner Mönch: Die alten Patres meinen, Mönche dürfen überhaupt nicht spielen, auch die Kinder nicht. Aber der Benedikt hat das in seiner Regel nicht ausdrücklich verboten und schreibt zudem sogar, dass wir Mönchskinder öfter essen dürfen als Erwachsene und bessere Sachen. Deshalb sagt unser Magister Albertus „Der hatte ein Herz für Kinder“ und lässt uns manchmal draußen an der Schutter spielen.
Maus: Ja, ein Herz für Kinder, das gab es in den Schutterer Klostergärten öfter. Komm, wir gehen mal rein, dann erzähl ich dir davon.
Foto: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim