Station: [13] Marie-Antoinette: Königlicher Besuch 1770
Maus: Jetzt kommen wir in die letzte Zeit des Klosters. Diese Sonnenuhr beispielsweise, die steht... oder stand... im Garten des Abtes und zeigt dort die Uhrzeit an. Und die junge Dame in dem blauglänzenden Kleid auf dem Bild, das ist Maria Antonia Josepha Johanna, die Erzherzogin von Österreich, später bekannt als Königin Marie Antoinette von Frankreich. Sie war 1770 hier.
Kleiner Mönch: Und was wollte sie hier? Als junge Frau in einem Kloster voller Mönche?
Maus: Ja also eigentlich wollte sie nichts. Nur übernachten. Sie war auf der Durchreise von Wien nach Versailles. In Wien, am Kaiserhof, war sie geboren und aufgewachsen. Und nun sollte sie mit vierzehn Jahren den französischen Thronfolger heiraten – Louis Auguste de France. Deswegen ist sie mit Sack und Pack nach Versailles umgezogen. Das ist bei einer Kaiserinnentochter eine ganze Menge: 57 Wagen, 450 Pferde und 257 Personen haben hier in Schuttern Station gemacht.
Kleiner Mönch: Welche Ehre!
Maus: Aber schlechter Zeitpunkt! Der ehrwürdige Abt Carolus Vogel hat sich mächtig geärgert, dass seine neue Barockkirche noch nicht fertig war. Ganz Schuttern war gerade eine riesige Baustelle. Aber ich wage zu behaupten, das hat Marie Antoinette gar nicht interessiert. Sie ist aus ihrer Kutsche gestiegen, hat gut gegessen, das zu ihren Ehren veranstaltete Feuerwerk angeguckt, ist schlafen gegangen und am nächsten Morgen weitergefahren. Mit Sack und Pack.
Kleiner Mönch: Aus die Maus.
Maus: Wie bitte?
Kleiner Mönch: Ähm ... ich meine: Kaum da, schon wieder weg. Eine kurze Stippvisite. Mehr nicht.
Maus: Nun ja, für den letzten Aufenthalt der künftigen Königin von Frankreich in ihrer vorderösterreichischen Heimat war nichts zu teuer. Jedenfalls war danach die Klosterkasse leer. Fütter du mal 450 Besucherpferde und stell sie unter! Für die Übernachtungsgäste wurde ein großes Haus neu gebaut. Speicherräume und Abstellkammern wurden in schöne Zimmer verwandelt, mit Vorhängen, Stofftapeten, Kronleuchtern und Kerzenhaltern. 138 neue Holzbetten mussten gekauft werden und 180 Strohsäcke für das einfachere Personal, Kissen und Decken und 155 neue Nachttöpfe. Auf denen blieben die Mönche dann buchstäblich sitzenbleiben, als der Besuch nach einer Nacht wieder weg war.
Foto: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim