Station: [10] Maria ohne Kopf. Die Bilderstürmer


Kleiner Mönch: Oh je oh je! Was für ein erbarmungswürdiger Anblick! Die ehrwürdige Muttergottes, die als reine Jungfrau unseren Herrn Jesus Christus gebar ... ohne Kopf und ohne Hände! In zahllose Scherben zerbrochen! Welch trauriges Bild!

Maus: Ja, das muss früher wirklich eine schöne Figur gewesen sein. Sie ist nicht besonders groß, aber dafür ist der Ton ganz fein modelliert, wenn man all die Falten ihres Kleides betrachtet. Zweifelsohne war das eine der sogenannten „Schönen Madonnen“, die im späten Mittelalter ganz besonders beliebt waren.

Kleiner Mönch: Die Bildhauer, die sie schufen, müssen wahre Meister ihrer Kunst gewesen sein, so weich und fließend wie sie die zahlreichen Falten gestaltet haben ... oder das Tuch, das die Madonna einst um ihren Hals trug.

Maus: Also, wenn ich mit einem Stück Knete ... das würde niemals so schön werden.

Mönch: Ein Kunstwerk, echt! Und nun liegt alles in tausend Scherben. Das passiert doch nicht einfach so, das sieht nach Absicht aus.

Maus: Das waren vielleicht diese ... Bauern und Bilderstürmer, die das Kloster 1525 heimsuchten. Also Menschen, die es nicht ertrugen, wenn man sich ein Bild von Gott oder den Figuren aus der Bibel machte. Und auf die heilige Maria, die Muttergottes, hatten sie es ganz besonders abgesehen. Würde mich nicht wundern, wenn sie dieses Meisterwerk mit purer Absicht zerstört hätten! Es sind ja auch noch weitere kaputte Figuren gefunden worden. Diese Barbaren!

Kleiner Mönch: Man soll niemanden falsch beschuldigen! Vielleicht hat man versehentlich kaputtgegangene Figuren auch gesammelt und dann zum Auffüllen einer Baugrube in der Kirche verwendet, um sie sozusagen an einem ‚geweihten Ort’ zu entsorgen. Und da haben die Ausgräber sie dann gefunden.

Maus: Na gut, so könnte es auch gewesen sein. 

Foto: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim