Station: [30] Franz Xaver Schönbächler: Klosteranlage mit Blutreliquie
In der Mitte des 18. Jahrhunderts, während der Amtszeit des Abtes Franziskus Müntzer entstanden zwei Stiche des Schweizer Kupferstechers Franz Xaver Schönbächler. Sie zeigen die mittlerweile ausgedehnten Klosteranlagen von Süden und von Norden aus.
Offenbar dienten sie als Bestandaufnahme und Planungsgrundlage für die anstehenden Baumaßnahmen. Denn unter Franziskus Müntzer sollte sich das Kloster in eine ehrwürdige Residenz nach französischem Vorbild wandeln. Die Ansicht, die das Kloster von Norden her zeigt, und deren Kopie Sie vielleicht auf der rechten Seite der Vorhalle gefunden haben, ist aber noch aus einem anderen Grund interessant:
Das gesamte obere Drittel hat Schönbächler dem wichtigsten Heiligtum des damaligen Klosters gewidmet. In einer Wolke, von Engeln getragen und von einer Gloriole umgeben, präsentiert er ein Reliquiar, das die Heilig-Blut-Reliquie enthielt – einige Tropfen vom Blut Christi. Die Reliquie war im ausgehenden 13. Jahrhundert von Straßburg nach Schuttern gelangt, hatte jahrhundertelang Scharen von Pilgern angezogen und das Kloster zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte in der Ortenau erhoben. Denn der Besuch der Heilig-Blut-Reliquie sollte sich nicht nur heilsam auf das hiesige Leben auswirken, es sollte auch die Zeit der Seele im Fegefeuer verkürzen: für lässliche Sünden um ein Jahr und für Todsünden um 100 Tage.
Alle Abbildungen: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim