Station: [30] Rosenhutaufsatz aus Konstanz
M: Hier in der Vitrine sehen Sie einen speziellen Aufsatz zur Destillation. Er stammt aus Konstanz und wird auf das Jahr 1280 datiert. Der Aufsatz hat die Form einer Frau, mit weitem Rock. Der Auslaufschnabel sowie der Kopf gingen leider verloren. Die Funktionsweise ist aber nach wie vor erkennbar: Die Alkoholdämpfe kondensierten im Aufsatz und sammelten sich in einer innen umlaufenden Rinne an. Über den Schnabel floss das Destillat in ein Sammelgefäß.
F: Die Form des Aufsatzes zeigt die Bedeutung der Frauen fürs Destillieren. Im Mittelalter gingen sogenannte Wasserbrennerinnen ihrem Handwerk nach: Frauen, die sich mit Kräutern und Naturheilkunde auskannten. Mithilfe solcher Geräte stellten sie wertvolle Arzneien her. Für die „gebrannten Wasser“ wurden verschiedene Pflanzenteilen destilliert und je nach Bedarf mit Branntwein vermischt. Dieser sogenannte Rosenhut-Aufsatz ist der älteste hochprozentige Alkoholbeleg in Deutschland.
M: In der Neuzeit gewannen dann Apotheker immer mehr an Einfluss und die Wasserbrennerinnen wurde als Hexen oder mindestens als Kurpfuscherinnen verunglimpft. Sie wurden aus dem Handwerk des Destillierens verdrängt.
Foto: © Förderverein Museum im Steinhaus e.V.