Station: [29] Ältester Schnapstrinker am Hochaltar
M: Bönnigheim scheint schon immer ein besonderes Verhältnis zum Schnaps gehabt zu haben. Davon kann man sich beispielswiese in der Cyriacus-Kirche überzeugen. Am Hochaltar aus dem Jahr 1500 wird bereits möglicherweise fröhlich dem hochprozentigen Genussmittel gefrönt.
F: Im unteren Teil des Altars wird das letzte Abendmahl dargestellt. Fast drei Meter ist die Tafel lang, die Figuren sind aus Lindenholz geschnitzt und reichlich mit Blattgold überzogen. Wer die Teilnehmer jedoch einmal durchzählt, kommt ins Stocken:
M: Es sind 13 Jünger. Hat sich da etwa ein ungebetener Gast eingeschlichen? Es geht wohl eher um Aberglaube – und darum, dass die 13 als Unglückszahl gilt. Zählt man Jesus Christus dazu, kommt man wieder auf die beruhigende Zahl 14.
F: Aber noch etwas anderes fällt auf: Die Tafel ist reichlich gedeckt, mit Brot und Wein, Schinken, Fleischknochen und Brötchen. Ein Jünger hält einen anderen am Heiligenschein fest – offenbar damit er ihm etwas zu trinken gibt. Wer dieses turbulente Abendmahl geschaffen hat, ist nicht ganz klar.
M: Besonders auffällig ist eine Figur an der linken Seite. Sie dreht sich von Jesus weg und führt eine pilzähnliche Flasche zum Mund. Wer dieser Apostel sein soll, bleibt ein Rätsel. Klar ist, dass die Figur eine doppelkonische Flasche in der Hand hält und genüsslich daraus trinkt. Um 1500 waren solche Flaschen im süddeutschen Raum in Mode – und wurden gerne zur Aufbewahrung von Branntwein hergenommen.
F: Der Apostel muss also ein Schnapstrinker gewesen sein! Es ist damit die wohl älteste figürliche Darstellung eines Schnapstrinkers in Deutschland. In der Vitrine sehen Sie Reste einer solchen doppelkonischen Flasche aus dem Bönnigheimer Stadtgraben sowie eine Rekonstruktion.
M: Na dann, zum Wohl!
Foto: © Förderverein Museum im Steinhaus e.V.