Station: [9] Die Kloake
„Die Entsorgung von Abwasser und Fäkalien ist in der frühen Neuzeit längst ein hygienisches Problem. Während die Menschen auf dem Land ihre Notdurft einfach im Stall oder auf dem Misthaufen verrichten, stehen in der Stadt bereits vornehmere Möglichkeiten zur Verfügung: Öffentliche Holztoiletten etwa, die über Bäche gebaut werden, oder die Kloaken, die zugleich als Abfallgruben dienen. Auf den Burgen hat sich der Abort an der Außenmauer durchgesetzt – die Fäkalien landen dann direkt in dem darunter liegenden Burggraben.
Gerade die Kloaken erweisen sich für die Archäologen heute zuweilen als regelrechter Glücksfall: Weil die Menschen vor Jahrhunderten dort Sachen hineinwarfen, die wir heute sorgsam trennen, finden sich interessante Spuren vergangener Zeiten. Auch im Schloss Horst wurde man fündig: Hier entsteht im 16. Jahrhundert ein recht modernes Entsorgungssystem, mit mehreren unterirdischen Kloakenschächten. Und gerade dort wurden bei Ausgrabungen in den 1990er Jahren Scherben von Tafelgeschirr oder alltägliche Gebrauchsgegenstände aus der Renaissance-Zeit gefunden.“