Station: [19] Der Lohn


„Abgerechnet wird bekanntlich am Schluss. Oder? Auf unserer Renaissance-Baustelle geschieht das zwischendurch, oft genug jeden Tag. Nämlich dann, wenn es um den Lohn der Handwerker geht. Zwar erhalten einige von ihnen einen sogenannten Werklohn, also einen vorher festgelegten Betrag für eine bestimmte Arbeitsleistung. Aber am häufigsten ist der Tagelohn, der nach einem uralten System abgerechnet wird: dem Kerbholz. Anhand dieses zweigeteilten Stocks können Arbeiter und Bauherr jeden Arbeitstag dokumentieren – für jeden steht eine eingeritzte Kerbe. Und für jede von ihnen gibt es den Lohn eines Tages.

Aber womit wird bezahlt? Das 16. Jahrhundert ist von einer einheitlichen Währung noch weit entfernt. Auf der Horster Baustelle kursieren deshalb wie in der Region die unterschiedlichsten Münzen: Heller und Taler sind im Umlauf, Brabantische Stüber oder silberne Groschenmünzen. Wer mit seinem Lohn haushalten will, muss also gut umrechnen können. Und der Bauherr bezahlt nicht nur mit Geld: Zum Lohn gehört zuweilen die Bereitstellung von Schlafstätten und Naturalien; mal ein Scheffel Weizen oder ein Fass Bier. Wenngleich eine Umrechnung für unsere heutige Zeit schwer fällt, so lässt sich insgesamt wohl sagen, dass sich die Löhne in Horst auf recht hohem Niveau bewegen. Wenn man so will: Hier wird für gute Arbeit auch gut gezahlt …“