Station: [9] Das d'Orvillesche Puppenhaus
F: Wie das Bürgertum wohl im 18. Jahrhundert gelebt hat? Wie war die Küche eingerichtet, wie der Salon? Ein Blick in das d'Orvillesche Puppenhaus von 1757 lässt keine Fragen offen. Es ist das wohl bedeutendste Exponat für die Offenbacher Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts. 1930 vermachte die Offenbacherin Emilie Krafft das Puppenhaus unserem Museum.
M: Einst gehörte das Puppenhaus der Hugenottenfamilie d'Orville, die sich nach ihrer Flucht aus Frankreich in Offenbach als Schnupftabakfabrikantin niederließ. Ihre ehemalige Schnupftabakfabrik ist das heutige Büsing-Palais.
F: Wie die Familie gelebt haben könnte, offenbart ein Blick in das dreigeschossige Puppenhaus. Es zeigt einen großbürgerlichen Haushalt des Rokoko. Das Puppenhaus war ein Lehrspielzeug für Mädchen, die schon früh lernen mussten, wie ein Haushalt funktioniert.
M: Unten links liegt der Weinkeller, rechts die Waschküche. Im ersten Obergeschoss links ist die Bel Etage, in der Sie die Dame des Hauses in verschiedenen Funktionen sehen – zum Beispiel als Wöchnerin oder als Gastgeberin. Rechts davon hatte die Zofe ihr Zimmer. Im zweiten Obergeschoss liegt links neben der Küche das Herrenzimmer. In der Dachkammer lebte die Dienerschaft.
F: Das Puppenhaus ist mit über 300 Einzelstücken ausgestattet – vom Kehrblech über Beistelltischchen, Kerzenleuchter und Kaffeekännchen ist die komplette Einrichtung einer Wohnung abgebildet. Die Ausstattung ist mit der Zeit gegangen – mit Elementen aus dem 18. Jahrhundert, wie zum Beispiel die drei Perückenständer unten rechts in der Waschküche. Eine für die Biedermeier-Zeit typische Kommode schmückt das Herrenzimmer aus den 1850er-Jahren. Am Eck-Kamin jedoch, sehen Sie noch die Rokoko-Ausmalung. Die Deckenmalereien in den einzelnen Zimmern sind sehr prunkvoll und spiegeln ebenfalls den Geschmack des Rokoko wider.
Foto: © Thomas Lemnitzer