Station: [4] Wagengrab
F: Wagenräder, Vorratsgefäße und Waffen – all diese Objekte gehören zu einem frühkeltischen Wagengrab aus der Älteren Eisenzeit um 750 bis 450 v. Chr., auch Hallstattzeit genannt. Das Wagengrab wurde 1972 bei Ausgrabungen im Offenbacher Stadtteil Rumpenheim entdeckt.
M: Das Rumpenheimer Wagengrab steht ganz in der Tradition reich ausgestatteter süddeutscher Fürstengräber. Für die Bestattung wurde unterirdisch eine Grabkammer aus Stein angelegt, ein sogenanntes Steinkistengrab. Oberirdisch wurde ein Hügel aufgeschüttet. Tote wurden auf einen Wagen gebettet, der ihnen mit ins Grab gegeben wurde. Er sollte ihnen eine standesgemäße Reise ins Jenseits ermöglichen.
F: Teilweise noch erhalten sind die eisernen Radreifen und Nabenbeschläge der Wagenräder. Die Lage der Räder im Grab ließ vermuten, dass der Wagen einen Achsenabstand von 1,60 Meter und eine Spurbreite von 1,30 Meter gehabt haben muss, also etwa die Größe eines Esstisches für sechs bis acht Personen.
M: Wenn Sie wissen möchten, wie das Wagengrab aussah – hinter der Vitrine steht eine originalgetreue Rekonstruktion, die vom römisch germanischen Museum in Mainz vorgenommen wurde. Der ca. 1,73 Meter große Tote wurde in Rückenlage auf einem hölzernen Wagen beigesetzt. Neben ihm lag eine Lanze mit Bronzeverzierung. Ein eisernes Hiebmesser lag neben seinem linken Bein. Ein Kegelhalsgefäß und ein Schälchen aus Keramik gehörten auch zur Grabbeigabe. Die Originale sind in der Vitrine.
F: Sowohl der Wagen als auch die Lanze zeigen den gesellschaftlichen Stand des Toten – sie waren Statussymbole der Oberschicht. Eisen war der neue Werkstoff, der sich im 8. Jahrhundert v. Chr. in unserer Gegend durchgesetzt hatte. Er war fast überall verfügbar. Eisenhandel und der Bau von Waffen waren die Grundlage für Reichtum und Aufstieg einer Adelsklasse. Dieses reich ausgestattete Grab weist darauf hin.
Foto 1, 2: © Haus der Stadtgeschichte
Foto 3: © J. Baumann