Station: [16] Eisenguss
M: Das 19. Jahrhundert steht ganz im Zeichen der Industrialisierung. Offenbachs Werdegang zur Industriestadt erzählen wir am Beispiel der Eisengusskunst.
F: In der Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon zwischen 1813 und 1815 entwickelte sich ein deutsches Nationalgefühl. „Gold gab ich für Eisen“ war ein Slogan, der in Kriegszeiten dazu aufrief, Gold und Schmuck zur Kriegsfinanzierung zu spenden. Im Gegenzug erhielten die Spender Eisenschmuck. Eisenschmuck wurde zur Mode aller Patriotinnen und Patrioten; das Eiserne Kreuz zum höchsten Ehrenpreis. Eisengusskunst und Eisenschmuck waren Symbole für Freiheitsgeist und Patriotismus.
M: In dieser Zeit siedelten sich auch in Offenbach viele Firmen an, die Eisenguss herstellten. Sie fertigten die hier ausgestellten Exponate wie Schalen und Leuchter an. Auch den Stiefelknecht zum Ausziehen von Schuhen, der die Form eines großen Käfers hat.
F: 1816 wurde Offenbach dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt zugeschlagen. Es war keine eigenständige kleine Residenz mehr, in der die Fürsten von Isenburg residierten. Die Stadt entwickelte sich zum zentralen Industrie-Standort des Großherzogtums.
M: Als Mitte des 19. Jahrhunderts schlichter patriotisch geprägter Schmuck und Accessoires unmodern wurden, kamen wieder die prunkvolleren Edelmetalle Gold und Silber in Mode. Firmen, die Erfahrung in der Eisenherstellung hatten, stellten fortan Schrauben und Maschinenteile her. Daraus hat sich die Metallbauindustrie entwickelt. Bis nahe zur Gegenwart zeugten Unternehmen der metallverarbeitenden Industrie von der ehemals herausragenden Bedeutung Offenbachs als Fabrikstadt.
F: Ihren großen Aufschwung als Industriestadt erlebte Offenbach nach der Reichsgründung im Jahr 1871. Lebten um 1800 ca. 6000 Menschen in der Stadt, waren es um 1900 schon über 50.000. Offenbach wurde zu einer Arbeiterstadt. Heute leben hier rund 140.000 Menschen aus aller Welt. Die Stadt Offenbach hat sich im Laufe der Zeit jedoch zu einer Stadt der Dienstleistungen entwickelt.
Fotos: © Haus der Stadtgeschichte