Station: [10] Hugenotten in Offenbach
M: Sie haben bereits von den d’Orvilles und den Andrés gehört, zwei hugenottischen Familien, die stellvertretend für die aus Frankreich geflüchteten Protestanten stehen, die in Offenbach ein neues Zuhause gefunden haben. Es war König Ludwig XIV, der im Oktober 1685 die Ausübung des protestantischen Glaubens in Frankreich verboten hatte, woraufhin reformierte Christen das Land verließen. Unter Graf Johann Philipp gründeten die Hugenotten 1699 eine französisch-reformierte Gemeinde in Offenbach. Sie haben ihre Spuren im Stadtbild hinterlassen.
Die Kirche und das Pfarrhaus in der Herrnstraße 66 sind Beispiele dafür.
F: Die ersten Glaubensflüchtlinge, die Offenbach erreichten, waren Bauern, die im gräflichen Forst angesiedelt wurden. Neu-Isenburg entstand. Im Jahr 1703 trafen handwerklich gebildete Hugenotten ein: Strumpfweber, Perückenmacher, Gerber, Seidenweber, Hutmacher. Mit den neuen Berufen etablierte sich in Offenbach ein blühendes Textilgewerbe. Den Ruf einer musikalischen Stadt begründete die Familie André.
M: Ausgestellt haben wir liturgisches Gerät aus den Anfangsjahren der Gemeinde, wie etwa eine Weinkanne, die im Gottesdienst genutzt wurde. Sowie eine Sammlung der durch Graf Johann Philipp im Jahr 1705 erteilten Privilegien, womit den Zuwanderern wirtschaftliche und religiöse Freiheiten garantiert wurden. Zudem ein französischsprachiges Gesangsbuch von 1787, das – wie auch die Privilegien – in Offenbach gedruckt wurde. Zu sehen ist auch ein Modell der französisch reformierten Kirche in der Herrnstraße, bevor sie 1874 die heutige prunkvollere Fassade erhielt.
F: 1822 wurde in Offenbach der letzte französischsprachige Gottesdienst gefeiert. Aber es gibt immer noch die französisch reformierte Gemeinde und damit lebt die hugenottische Tradition bis in die Gegenwart fort.
Foto 1: © Haus der Stadtgeschichte
Foto 2: © Stadtarchiv
Foto 3: © Stadt Offenbach