Station: [24] Familie Fehr-Huber


Hermann Otto Fehr übernahm von seinem Vater Karl Fehr die Weinhandlung Fehr-Huber, die erst in der Friedrichstraße und dann in der Kaiserstr. 50, also ein paar Häuser weiter zum Zentrum hin, ihr Geschäft hatte. Mit dem Geld des Schwiegervaters Otto Hermann Stuck wurde im Februar 1918, noch während des Ersten Weltkriegs, das Anwesen Kaiserstr. 62 hinzugekauft.

Es muss ein ziemliches Wagnis gewesen sein, denn die Kriegszeiten brachten auch Hunger und Not nach Deutschland – kein guter Zeitpunkt für eine Erweiterung des Weinhandels. Der Witwe des Voreigentümers Jakob Bucherer räumten sie ein unkündbares Mietverhältnis ein…

… jedenfalls erst kündbar nach „Ablauf des auf den Friedensschluss mit England und Frankreich folgenden Kalenderjahres.“

Die Kriegs- und Nachkriegsjahre brachten den Eheleuten Fehr nicht nur eine Mieterin, sondern echte Schwierigkeiten ein. Sie wollten das Weingeschäft vergrößern und ihr neues Haus umbauen:

In der heutigen Lobby soll ein Ladengeschäft entstehen, der Westflügel soll unterkellert werden, das Haupthaus ein neues Treppenhaus bekommen und der Ostflügel eine Weinabfüllanlage… Doch die Inflation macht die Umbaupläne zunichte.

Aus heutiger Sicht lässt sich fast sagen: Zum Glück! Denn die Arbeiten hätten in die Struktur des Hauses eingegriffen und das klassizistische Gebäude grundlegend verändert. Und auch ohne Umbauten betrieben die Fehrs hier eine florierende Weinhandlung. Der große Gewölbekeller unter dem Haupthaus beherbergte die riesigen 4.000-Liter-Fässer.

Ihr Sohn Otto Fehr wird Gymnasiallehrer, heiratet 1935 Johanna Magdalena Dick, die Tochter des Burgheimer Pfarrers. Das Paar bekommt vier Kinder, doch Otto fällt im Zweiten Weltkrieg. Schon bald danach wird das Weinhandelsgeschäft aufgegeben. Jahre später werden die großen Fässer abverkauft. Einige Flaschen, Etiketten und Holzkisten mit der Kennzeichnung „F-H“ hingegen verbleiben im Haus.

Fehrs Witwe Johanna Magdalena bewohnt die repräsentativen Räume im zweiten Obergeschoss, ihre Schwägerin – eine geborene Brüning – lebt darunter, in der Beletage. Im Haupthaus und in den Seitenflügeln wohnen mehrere Mietparteien. Zeitweise gibt es sogar gewerbliche Flächen im Hof, wie beispielsweise ein türkisches Gemüsegeschäft oder einen kurdischen Schneider in der heutigen Lobby.

Johanna Magdalena Fehr stirbt 2011, mit 102 Jahren. Zwei Jahre später verkauft die siebenköpfige Erbengemeinschaft das Anwesen an die heutigen Eigentümer, die Familie Hugenberg.

Alle Abbildungen: © Palais Wunderlich