Station: [23] Adolf Friedrich Bader


Wunderlich, der Erbauer des Hauses, hatte in den Jahren der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege gelebt. Adolf Friedrich Bader wiederum steht für die Bürgerliche Revolution und die beginnende Industrialisierung.

Bader folgt nicht direkt auf Wunderlich, er kauft das Stadtpalais 1847 von der Witwe des Lucas Faesch, der wie Wunderlich Handelsmann gewesen war und wie er das Anwesen genutzt hatte. Mit dem Fabrikanten Bader – am 19. Juli 1808 in Baden-Baden geboren – hält die industrielle Produktion Einzug ins Palais. Bader ist im Tabakgeschäft tätig und hat den richtigen Riecher: Im Gegensatz zur Familie Lotzbeck, die weiter an Schnupftabak, Kautabak und Pfeife festhält, erkennt Bader: Die Zukunft des Tabakkonsums liegt in der Zigarre!

So gründete er um 1840 die erste Zigarrenfabrik in Lahr und sogar in ganz Oberbaden. 1847 kauft er dieses Haus und richtet hier seine Produktionsstätten ein: Er erweitert Ost- und Westflügel, erbaut Magazingebäude im heutigen Garten sowie das querstehende Haus, das sich heute schon außerhalb des Grundstücks befindet – insgesamt also fünf Fabrikgebäude!

… in denen etwa 200 Arbeiter beschäftigt sind. Bader fördert den Anbau von Tabak im heimischen Ried, also dem fruchtbaren Land im Rheintal. Gleichzeitig importiert er überseeische Tabake und exportiert die fertigen Produkte in aller Herren Länder. Auf der Pariser Weltausstellung erhält er Preise für seine Produkte.

Im September 1887 feiert er Goldene Hochzeit. Bader ist eine echte Respektsperson in der Stadt. Und so lässt sich Friedrich, Großherzog von Baden, nicht lumpen: Er verleiht Adolf Friedrich Bader das Ritterkreuz Erster Klasse des Zähringer Löwen-Ordens.

Anderthalb Jahre später ereilt die Eheleute der Tod. Am Nachmittag des 16. Februar 1889 stirbt Baders Ehefrau Amalie Luise. Wenige Stunden später, am frühen Morgen des 17. Februar, stirbt auch ihr Mann. Die Familie setzt folgende Anzeige in die Zeitung:

„Tieferschüttert teilen wir Verwandten und Freunden mit, dass wenige Stunden nach dem Hinscheiden seiner teuren Gattin unser geliebter Vater, Großvater und Urgroßvater Herr Adolf Friedrich Bader im Alter von 81 Jahren sanft entschlafen ist.“

Im Jahr darauf, 1890, wird Baders Haus an den Bäckermeister Jakob Bucherer verkauft, der es 1918 an die Weinhändlerfamilie Fehr-Huber weiterverkauft. Nur die beiden südlichen Gebäude wurden damals an einen Sohn Baders vererbt, der dort wieder eine Zigarrenfabrik gründete: die Firma Stalling & Bader. Doch schon wenig später lief die Zigarette der Zigarre den Rang ab, so dass auch dort der Betrieb bald eingestellt wurde.

Alle Abbildungen: © Palais Wunderlich