Station: [14] Großer Gewölbekeller
Heute eine attraktive Eventlocation, früher ein riesiges Weinlager:
Der 240 Quadratmeter große Gewölbekeller unter dem Haupthaus stammt aus der ersten Bauphase, als Carl Ludwig Wunderlich das Palais errichten ließ. Sein Boden aus Sandsteinplatten sowie die durch massive Säulen unterbrochenen Kreuzgewölbe lassen ihn fast wie ein altes Klostergemäuer erscheinen.
Wunderlich bezeichnete sich selbst als „Spediteur und Kolonialwarenhändler“. Er handelte also mit unterschiedlichsten Waren. Hier, im Keller seines Hauses, könnte er Weinfässer und Flaschen gelagert haben. Denn noch bei der Übernahme durch die jetzigen Eigentümer befanden sich hier unten lange Balken aus Eichenholz, die auf Sandsteinquadern ruhten und auf denen einst riesige Fässer gelagert worden waren. Die Balken waren so lang, dass sie schon vor der Bebauung im Bereich des Ostflügels in diesen Keller gebracht worden sein müssen.
Wunderlichs Nachfolger Lucas Faesch, Adolf Friedrich Bader und die Familie Fehr haben den kühlen Raum ebenfalls als Lager genutzt. Manchen älteren Lahrern ist die Weingroßhandlung Fehr-Huber noch ein Begriff und man mag sich vorstellen, wie etliche 4.000-Liter-Fässer fein aufgereiht in diesem Keller gelegen haben mögen. Bis in die 1950er Jahre betrieb die Firma Fehr-Huber den Weinhandel, kaufte also Weinfässer von kleinen Winzern auf und kreierte in den großen Fässern im Keller neue Produkte – Cuvées, die dann in Flaschen abgefüllt in ganz Deutschland verkauft wurden. Einige Flaschen aus den Fehr-Huberschen Beständen zieren heute die Wand hinter dem Tresen.
Mit seinen kleinen, auf die Kaiserstraße führenden Fensterschächten mag der Gewölbekeller für den Lagerbetrieb zweckmäßig gewesen sein. Um ihn in einen Festsaal zu verwandeln, mussten jedoch Belüftung, Heizung, Akustik und Licht neu gedacht werden: Hinter den einst verputzten Wänden wurde das rohe Sandsteingewölbe wieder sichtbar gemacht, was zu einer hervorragenden Akustik führt. Eine Entlüftungsanlage sorgt für eine gute Luftzirkulation und übernimmt gleichzeitig die Raumtemperierung. Moderne Leuchten setzen diesen imposanten Keller erst ins richtige Licht.
Und auf den alten Fasslagerbalken, auf denen jahrhundertelang die Fässer ruhten, nehmen heute die Gäste Platz: Die umlaufende Bank ist aus den 200 Jahre alten Eichenhölzern gefertigt.
Alle Abbildungen: © Palais Wunderlich