Station: [9] Das Alte Schloss


Das alt-ehrwürdige Alte Schloss blickt auf eine bewegte Geschichte zurück.

Ein rustikaler, achteckiger Turm aus Buckelquadermauerwerk scheint aus dem Dach des Bauwerks herauszuwachsen. Er ist das älteste erhaltene Element der mittelalterlichen Burg: der einstige Bergfried, aus der Zeit um 1200. Links neben dem Bergfried erkennen Sie bis heute eine senkrechte Naht im Mauerwerk und eine zugesetzte Rundbogenöffnung. Der quaderförmige Gebäudeteil links davon war einst ein Palas oder eine Kemenate.

Und wenn Sie sich nach rechts wenden, fällt Ihnen die unregelmäßige Mauer des querstehenden Gebäudes am Eingang des Geländes auf: Es war eine Art Eingangsbastion und mit ein wenig Phantasie kann man sich auch den damals existierenden Burggraben mit Zugbrücke vorstellen.

Mitte des 15. Jahrhunderts fiel die mittelalterliche Dornburg dem Sächsischen Bruderkrieg zum Opfer und lag lange brach. Erst im 16. Jahrhundert wurden die Ruinen zu der heutigen, dreiflügeligen Anlage verbunden. Als Architekt zeichnete der Hofbaumeister Nickel Gromann verantwortlich, der auch das sogenannte Grüne Schloss in Weimar errichtete, in das später die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek einzog.

In den folgenden zwei Jahrzehnten diente das Alte Schloss als Wohnsitz für die Witwen des Weimarer Herzoghauses. So lebte Herzogin Anna-Maria von Altenburg von 1612 bis 1643 hier in Dornburg. Mit ihrem Namen verknüpft sich auch der so genannte „Kroatensturz“ im Dreißigjährigen Krieg, bei dem feindliche Reiter durch eine List den Steilabhang des Kalkfelsen hinuntergetrieben wurden.

Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts, also nach der Fertigstellung des Rokokoschlosses, nutzte der Herzoghof das Alte Schloss kaum noch. Es beherbergte eine Baumwollspinnerei, das Dornburger Amtshaus oder die städtische Schule. Und im ausgehenden 19. Jahrhundert etablierte sich im Saalgebäude eine Pension für Städter, die zur Sommerfrische in Dornburg weilten. Darunter die Dichterinnen Frieda von Bülow, Sophie Hoechstetter und Ina Seidel.

Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete der Mikrobiologe Hans Knöll Repräsentationsräume für sein „Institut für Mikrobiologie und experimentelle Therapie“ ein. Gleichzeitig beherbergte das Alte Schloss auch ein Altenheim.

Heute dient das ehrwürdige Gebäude als Tagungszentrum der Universität Jena und als Ort für Kulturveranstaltungen. Seine historischen Innenräume können im Rahmen einer Führung besichtigt werden.

Alle Abbildungen © Keramik-Museum Bürgel