Station: [19] Das Rentamt Frauenprießnitz


Ursprünglich stand an dieser Stelle ein vom sächsischen Hofbaumeister Melchior Brenner entworfenes Schloss. Es wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Auftrag der Schenken von Tautenburg erbaut. Diese besaßen seit dem 15. Jahrhundert Frauenprießnitz als Lehen und nutzen es ab 1482 als Residenzort.

Das neu errichtet Schloss fiel jedoch schon bald dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer: Im Mai 1638 legte ein Brand das gesamte Dorf in Schutt und Asche. Vom Schloss blieben nur der Turm, sowie ein Gewölbekeller mit Mittelsäule, zwei Tonnengewölbe und andere Kellerräume erhalten.

1780 wechselt der Verwaltungssitz aus dem benachbarten Tautenburg hierher, nach Frauenprießnitz. Neue Verwaltungsgebäude müssen her. So wird auf den Mauern des alten Schlosses das neue Justiz- und Rentamt errichtet. Die dabei verwendeten Steine stammen von der Tautenburg, die zu diesem Zweck abgerissen wird. Im Rentamt, also der Finanzverwaltung, werden fortan Fron- und Lehensabgaben kassiert – im Auftrag des kursächsischen Fürsten.

Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutet auch fast das Ende des Rentamts Frauenprießnitz. Denn die sowjetische Militäradministration hat sich den Abriss des gesamten Komplexes in den Kopf gesetzt. Doch nach Verhandlungen können das Hauptgebäude und sein Turm gerettet werden. Dem Abriss fallen jedoch das Herrenhaus mit seinem berühmten Renaissanceportal, durch das das Gebäudeensemble befahrbar war, sowie Teile der Nebengebäude zum Opfer.

In den Jahren der DDR ist das ehemalige Amtshaus Mittelpunkt eines großen landwirtschaftlichen Betriebes. In dem Gebäude sind nacheinander die Maschinenausleihstation, die Maschinen-Traktoren-Stationen und die LPG-Verwaltung untergebracht. Aus dieser Zeit stammt auch die Büste des Reformators und Bauernführers Thomas Müntzer. Zuvor hatte die aus Freyburger Muschelkalk gefertigte Büste vor dem hiesigen Lehrlingswohnheim der Landwirtschaftsbetriebe gestanden.

Kurz vor der Jahrtausendwende kommt das ehemalige Rentamt in den Besitz der Gemeinde, die das Gebäude saniert und seitdem für kulturelle und festliche Zwecke nutzt.

Gleich gegenüber steht die ehemalige Klosterkirche Sankt Mauritius. Hier befindet sich die Grablege der Schenken von Tautenburg. Neben einem schönen Kreuzgewölbe mit zum Teil historischer Bemalung besitzt sie eine große, sehens- und hörenswerte Orgel.

Alle Abbildungen © Manfred Grunewald