Station: [18] Camburg Cyriaksruine


Sie scheint direkt aus einem Märchen erstanden, die verwunschene Ruine am Hang der Saale.

Im Jahr 999, vielleicht auch schon früher, soll hier eine Kirche errichtet worden sein. Sie bestand aus einem Langhaus, gefolgt von einem Presbyterium und einem querrechteckigen Altarraum. Mit zwei niedrigen, durch rundbogige Arkaden abgetrennten Seitenräumen bildete der Grundriss eine Kreuzform.

Die einstige Pfarrkirche wurde 1539 im Zuge der Reformation aufgegeben und verfiel. Jahrhundertelang diente die Ruine den Menschen hier in der Umgebung als Steinbruch. Dabei stießen sie auch auf zwei unterirdische Gänge, die angeblich nach Camburg und unter der Saale hindurch führten. Und irgendwann fingen sie an, sich folgende Geschichte zu erzählen:

Auf dem anderen Saaleufer lebte einst ein reicher aber hartherziger Bauer, dessen Sohn sich in eine arme Waise verliebt hatte. Um diese Verbindung zu verhindern, brachte der Vater seinen Sohn hierher, ins Cyriakskloster. Doch der junge Mann entdeckte unter einer Falltür einen Gang, der ihn in die Freiheit brachte. Jeden Abend stieg er – eine Laterne in der Hand – durch die Falltür und besuchte seine heimliche Geliebte. Er lief hinunter zur Saale, überquerte sie und kam nach ein paar Stunden zurück. Doch als er einmal ins Kloster zurückkehrte, fiel die Falltür zu und schlug ihm die Hand mitsamt der Laterne ab. Am nächsten Tag fand man den jungen Mann verblutet… doch die Hand und die Laterne fehlten.

Andere berichten, man habe nur die Hand mit der Laterne wiedergefunden. Wie dem auch sei: Seit diesen Tagen beobachtet man manchmal in der Nacht ein irrendes Licht, das sich von der Cyriaksruine hinunter zur Saale bewegt, den Fluss überquert und dann verschwindet.

Alle Abbildungen © Keramik-Museum Bürgel