Station: [11] Der Marstall


In seiner Prunksucht begnügte sich Ernst August nicht mit dem Rokokoschloss. Rechts und links des Schlosses standen Pavillons und Blendmauern, die das Ensemble optisch verbreiterten. Und auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite sollten zwei spiegelbildliche Gebäude das Ensemble abschließen.

Von diesen beiden Gebäuden wurde nur eins realisiert: der einstöckige Marstall und ein zweigeschossiger Pavillon, deren Farbgebung in gelb und rosa die des Rokokoschlosses aufnimmt. Im Pavillon bzw. „Kavaliershaus“ waren ursprünglich die Küche und Zimmer für adlige Gäste untergebracht. In der Mansarde des Marstalls befanden sich die Schlafräume der Bediensteten.

1920, nach dem Ende der Monarchie, fällt das Gebäude in den Besitz des Landes. Die Thüringer Regierung genehmigt die Umnutzung. So zieht noch im selben Jahr die Keramikklasse des neugegründeten Weimarer Bauhauses in den Marstall ein. Der Dornburger Töpfermeister Max Krehan übernimmt die handwerkliche Ausbildung der Studenten und Studentinnen, Gerhard Marcks ist deren künstlerischer Leiter, in der Sprache des Bauhauses der „Formmeister“.

Das Bauhaus bleibt nur fünf Jahre in Dornburg. Aber es sind entscheidende Jahre, die der deutschen Keramikkunst eine ganz neue Richtung geben. Theodor Bogler, Otto Lindig, Marguerite Friedlaender – viele der wichtigsten Keramiker des 20. Jahrhunderts erhalten ihre Ausbildung in Dornburg.

Als das Bauhaus nach Dessau zieht, gibt es dort keine neue Töpferklasse. In Dornburg übernimmt Otto Lindig die Leitung der Werkstatt und macht sich weiterhin um die Töpferei im Stil des Bauhauses sowie um die Ausbildung nach dessen Grundsätzen verdient. Nach dem Zweiten Weltkrieg gibt Otto Lindig die Werkstatt auf…

… doch schon wenig später nimmt das Ehepaar Gerda und Heiner-Hans Körting aus Berlin diese wieder in Betrieb. Im rechten Gebäudeflügel, der ehemaligen Küche, wird bis heute getöpfert: Ulrich Körting, der Sohn von Hans-Heiner und seiner zweiten Frau Lisa Körting, führt den Familienbetrieb weiter.

Und im linken Gebäudeflügel ist seit 2019 ein Museum untergebracht: das Bauhaus-Werkstatt-Museum Dornburg, das als einzige am Originalort erhaltene Werkstatt des Bauhauses die revolutionären Jahre der Kunstschule erlebbar macht. Schauen Sie gerne herein!

Alle Abbildungen © Keramik-Museum Bürgel, Foto: Eckelmann