Station: [3] Gursky


Die großformatige Fotografie von Andreas Gursky zieht den Betrachter sofort in den Bann. Hier offenbart sich in brillanten Farben eine makellos komponierte Ästhetik.

Pyongyang VII heißt die Arbeit, so wie die Hauptstadt Nordkoreas. Dort findet alljährlich zu Ehren der Parteiführung ein politisches Massenspektakel statt. Ein buntes Schauspiel im May Day Stadion mit rhythmischer Gymnastik und über 100.000 Mitwirkenden. Andreas Gursky hat diese Inszenierung mit seiner Kamera dokumentiert.

Trotzdem, ein Dokumentarfoto sehen wir hier nicht. Gurskys Kunst entsteht erst durch die Bildbearbeitung. Die Arbeit Pyongyang ist eine virtuose Montage, die der Künstler aus einer Vielzahl einzelner Aufnahmen komponiert hat. Am Computer verdichtet Gursky Räume und multipliziert die Menschenmengen, bis aus der Großveranstaltung eine abstakte Masse wird. Die Sitzreihen im Stadion wachsen um ein Vielfaches an. Das Individuum bleibt sichtbar im Detail, aber es verschwindet und wird Teil einer Struktur. Die Arbeit Pyongyang ist eine Manipulation der Manipulation. Das Politspektakel eines totalitären Staates wird ad absurdum geführt. Das Ergebnis ist eine malerische Komposition von Gurskys neuer Welt.

Für seine Kunst wurde Andreas Gursky im Jahr 2008 mit dem Kaiserring geehrt. Durch die Unterstützung der Tessner Stiftung ist es 15 Jahre später gelungen, hier, in der fast 500 Jahre alten Däle des Mönchehauses, eine Arbeit des Künstlers auszustellen.

 

Foto 1: © Studio Andreas Gursky 

Foto 2: © Martin Schenk, Goslar