Station: [15] Henry Moore
Goslarer Krieger heißt diese Bronze des britischen Künstlers Henry Moore. Ein überlebensgroßer Körper liegt hier auf dem Boden. Der kräftige Rumpf versucht sich aufzurichten, der Kopf strebt nach oben. Aber der dargestellte Körper ist voller Verletzungen. Dort, wo die Gliedmaßen ansetzen, sind Aushöhlungen. Nur ein Bein ragt noch heraus. An ihm lehnt die einzige Waffe des Kriegers, ein großer Schild.
Henry Moores Goslarer Krieger liefert nicht das Bild eines heroischen Kämpfers. Der Soldat ist gestürzt. Die Oberfläche ist mit Einkerbungen und Furchen überzogen, die Rippen ragen aus dem Körper heraus. Hier triumphiert kein Kriegsheld, hier geht es geht um die Niederlage, um die existenzielle Frage nach Leben und Tod.
Den Ort für die Skulptur hat Moore persönlich und mit Bedacht ausgewählt. Der Goslarer Krieger befindet sich in direkter Nachbarschaft zur Kaiserpfalz. Allerdings an einem ruhigen Platz hinter der Pfalz, während davor die mächtigen Kaiser Barbarossa und Wilhelm I. hoch zu Ross geehrt werden.
Henry Moore erhielt als erster Preisträger im Jahr 1975 den Goslarer Kaiserring. Rückblickend war es ein großer Glücksfall, einen so bedeutenden Künstler gleich zu Beginn zu gewinnen. Heute, rund ein halbes Jahrhundert später, zählt der Kaiserring zu den renommiertesten Kunstpreisen weltweit und wird jedes Jahr hier, in der Kaiserpfalz von Goslar, an einen wichtigen zeitgenössischen Künstler oder eine zeitgenössische Künstlerin vergeben.
Fotos: © Mönchehaus Museum Goslar