Station: [25] PC1715


Ein Computer mit einem Diskettenlaufwerk anstelle einer Festplatte und einem 64 Kilobyte Arbeitsspeicher, das klingt heute nicht besonders spektakulär.

Die Entstehungsgeschichte des PC 1715 war hingegen eine echte Sensation. In "geheimer Mission" und gegen den Willen der Leitung des DDR-Kombinats „Robotron“ entwickelten die Ingenieure des Büromaschinenwerks Sömmerda diesen Rechner gemeinsam mit einem Partnerunternehmen in der Sowjetunion, in den frühen 1980er Jahren.

Der VEB Büromaschinenwerk Sömmerda war zu diesem Zeitpunkt dem Kombinat Robotron zugeordnet und sollte aus planwirtschaftlichen Gründen zentraler Produzent für Drucktechnik werden. Entwicklung und Bau von Computern wollte man hingegen am Kombinatssitz in Dresden konzentrieren.

Mit dieser Entscheidung der Kombinatsleitung wollten sich die Entwickler in Sömmerda allerdings nicht abfinden, und verwendeten einen raffinierten Trick: Da das Werk bereits erfolgreich Buchungsmaschinen für den sowjetischen Markt produzierte, nutze man dies als Vorwand um eine kleine Buchungsmaschine auf Mikroprozessorbasis für sowjetische Anwender zu entwickeln. Heraus kam der PC1715, vorgestellt auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1984 als Druckeransteuergerät.

Der Rechner überzeugte Anwender und Partei- und Staatsführung gleichermaßen. Ab 1985 lief der PC 1715 tausendfach vom Band und brachte der Stadt Sömmerda den Titel "Hauptstadt der Computer" ein. Allein 50.000 Stück gingen in die Sowjetunion. Und auch eine Briefmarke widmete ihm die DDR: Diese zeigt den PC 1715 beim Einsatz in der wissenschaftlich-technischen Forschung. 

Kurz nach dem Mauerfall kam es 1990 - erstmals in der Geschichte der DDR - zu einem Zusammenschluss zwischen einer Westdeutschen Firma und einem volkseigenen Betrieb. 

Der Computerhersteller Aquarius, ein Deutsch-Taiwanesisches Unternehmen gründete mit dem Büromaschinenwerk Sömmerda die Robotron Aquarius mit dem Ziel, hier die größte PC-Fabrik Europas aufzubauen. Auch nachdem 1991 das Büromaschinenwerk nach der Wende liquidiert wurde, hielt Aquarius an dem Plan fest. So entstand in Sömmerda Deutschlands größter Computerhersteller, der unter eigenem Namen und im Auftrag Personal-Computer produzierte. Erst 2009 stellte das Werk, inzwischen Teil des japanischen Konzerns Fujitsu, die Computerproduktion in Sömmerda endgültig ein.

Alle Abbildungen: © Stadtarchiv Sömmerda
Informationen von Herrn Dr. Hans-Diether Dörfler, Sigmar Radestock