Station: [23] Position 23 - Schreibmaschine


Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs begann für die Rheinmetall in Sömmerda ein neues Kapitel, die Rüstungsproduktion wurde in diesem Werk eingestellt. Von den 10.000 Beschäftigten blieben im ersten Friedensjahr gerade einmal 1.500 übrig.

Der jungen deutschen Demokratie war mit dem Versailler Vertrag von den Siegermächten die Rüstungsindustrie weitgehend untersagt worden. Jetzt sollten neue, zivile Produktionsfelder dem Betrieb aus der Krise helfen. 

In Sömmerda setzt man auf die Herstellung von Schreibmaschinen. Damit konnten die Erfahrungen in der feinmechanischen Metallverarbeitung der Waffenherstellung für die Produktion ziviler Güter weiterhin genutzt werden.

Für diesen Neustart holte man sich Heinrich Schweitzer in das Unternehmen. Schweitzer galt derzeit als "der beste Schreibmaschinenkonstrukteur Deutschlands" und ist mit einem stolzen Jahresgehalt von 12.000 Mark beim Unternehmen eingestiegen. 

In Rekordzeit stellt die Rheinmetall den Betrieb um und bringt mit Schweitzer bereits 1920 die Büroschreibmaschine Rheinmetall, Modell 8 auf den Markt. In den kommenden zwei Jahren produziert das Werk rund 1.500 solcher Maschinen. 

Nach wenigen Jahren trennt sich die Fabrik wieder von Schweitzer, nach Differenzen wegen Gewinnbeteiligungen. Mit der Herstellung von Schreibmaschinen bleibt das Unternehmen aber auch mit den werkseigenen Konstrukteuren erfolgreich und innovativ: 1926 kommt das Modell 9, die Rheinmetall-DUO auf den Markt. Das besondere bei der Duo: der Benutzer konnte zwischen zwei unterschiedlichen Schriftarten wählen. Knapp 10 Jahre später bietet das Modell "Herold" einige besondere Erleichterungen beim Tippen: Die abgeknickte Tastatur passte sich besser der Armhaltung an und: mit der doppelten Daumenschaltung wurde der kleine Finger entlastet, denn bei der HEROLD war jetzt der kräftige Daumen für die Umschalttaste für Großbuchstaben zuständig. Allerdings setzten sich beide Neuerungen nicht auf dem Markt durch. Neben den großen Büromaschinen produzierte das Werk auch kleine leichte Reiseschreibmaschinen im Koffer, und das gleich in acht verschiedenen Farben.

Als weitere Büromaschine begann man in den 1930er Jahren erfolgreich mechanische Rechenmaschinen herzustellen. Damit setzten die Konstrukteure bereits damals den Grundstein für die spätere Entwicklung des Unternehmens: Das Büromaschinenwerk Sömmerda gilt als der weltweit größte Hersteller mechanischer und elektromechanischer Rechenmaschinen, und hat bis zur Liquidation 1991 ein breites Angebot von Büromaschinen produziert.

Alle Abbildungen: © Stadtarchiv Sömmerda
Informationen von Herrn Dr. Hans-Diether Dörfler, Sigmar Radestock