Station: [16] Alte Gießerei
Das Büromaschinenwerk Sömmerda war zu DDR-Zeiten ein wahrer Alleskönner – gezwungenermaßen – so wollte es das Politbüro. Als größter Produzent im Bereich Drucktechnik und Rechenmaschinen wurden in dem Werk nicht nur die Innenleben feinmechanischer Büromaschinen und elektronischer Rechnern gebaut, selbst die Gehäuse der Tischrechner, Drucker und Personalcomputer waren made in Sömmerda.
In diesem Gebäude befand sich die alte Gießerei für Sand- und Grauguss, in der früher unter anderem die Gestelle und Gehäuse der Schreib- und Rechenmaschinen hergestellt wurden. Außerdem saß hier die werkseigene Kunststoff-Spritzerei, in der man seit den frühen 80er Jahren die Gehäuse aus Plaste von Druckern und Computern fertigte.
Die Anfänge der Kunststoff-Spritzerei gehen in die 1930er Jahre zurück. Damals verarbeitete man hier die Werkstoffe Trolit und Mipolam der IG Farben. Zudem wurde hier Leichtmetall im Spritzguss- und Warmpressverfahren in jede beliebige Form gebracht. Leichtmetall hatte gegenüber Schwermetall den Vorteil, dass es günstig und einfach zu verarbeiten war und vor allem weniger wog. Dadurch eignete es sich besonders gut für handbetriebene Werkzeuge.
Heute sitzt hier die Firma RMA-TSK Kunststoffsysteme. Nach der Liquidation des Büromaschinenwerks haben sich 1992 ehemalige Mitarbeiter des volkseigenen Betriebs zusammengetan und hier, zunächst noch unter dem Namen Rufer GmbH, einen neuen Standort für moderne Gussfertigung von Kunststoff errichtete.
Als junges Unternehmen mit 22 Mitarbeitern sicherte sich der Betrieb einen lukrativen Großauftrag in der Autoindustrie. Die Herstellung aller Armaturentafeln des neuen Opel Corsa ließ die Firma schnell wachsen.
Es folgten Werkserweiterungen, Modernisierungen und große Investitionen in neue Technologien. Heute ist das Unternehmen der größte Arbeitgeber auf dem Gelände des Industrieparks Sömmerda und weltweiter Lieferant der Automobilindustrie für Aluminium- und Kunststoffteile.
Alle Abbildungen: © Stadtarchiv Sömmerda
Informationen von Herrn Dr. Hans-Diether Dörfler, Sigmar Radestock