Station: [11] Rechenmaschine II


Eine Schreibmaschine die auch rechnen kann? Oder eine Rechenmaschine die auch schreiben kann - wie man es auch dreht, die Fakturiermaschine war multifunktional und eine Revolution für die Geschäftsbuchhaltung. 

August Kottmann, Chefkonstrukteur bei der Rheinmetall hat die erste Fakturiermaschine für das Unternehmen Anfang der 1930er Jahre entwickelt. Dafür hat er eine Rechenmaschine über eine sogenannte Programmbrücke mit einer Schreibmaschine verbunden.

Kottmann stellte der Öffentlichkeit die Fakturiermaschine auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1932 vor. Das Modell war so ausgereift, dass es 1937 auf einer internationalen Ausstellung in Paris als Spitzenprodukt den „Grand Prix“, den großen Preis, gewann. Kottmann wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs Technischer Direktor des Büromaschinenwerks und erhielt in der DDR den Titel "verdienter Erfinder". 

Der Automat, der 1932 in Serie ging, verschaffte der Rheinmetall die endgültige internationale Anerkennung und läutete für die Wirtschaft ein neues Zeitalter in der Geschäftsbuchhaltung ein. Endlich konnte eine Maschine selbständig multiplizieren, alle Buchungsfaktoren mit einbeziehen und schließlich vollständige Warenrechnungen, auch Faktura genannt, erstellen. 

Hier in dem Gebäude Rechenmaschine II aus dem Jahr 1940 wurden von Beginn an Fakturiermaschinen hergestellt. Als schreibende Rechenmaschine hat man den Automaten immer wieder überarbeitet. Ab 1949 gab es mit der FME die erste Fakturiermaschine mit elektrischer Unterstützung der Mechanik, ab 1963 wurden im VEB Büromaschinenwerk Sömmerda die ersten elektronischen Fakturierautomaten gebaut. Ab 1975 folgte mit dem BFA 1720 ein Gerät mit integrierten Schaltkreisen und 1978 kam schließlich das erste Gerät mit Mikroprozessor auf den Markt. 

Im selben Jahr wurde der volkseigene Betrieb in das Kombinat Robotron eingegliedert und unterstand damit den planwirtschaftlichen Entscheidungen der Kombinatsleitung. Die Chefetage des Kombinats sah die Zukunft des Werks in der Drucktechnik, sehr zum Missfallen der Entwicklungsabteilung aus Sömmerda. Mit der Erklärung "eine kleine Buchungsmaschine auf Mikroprozessorbasis für sowjetische Anwender" zu entwickeln, bauten die Konstrukteure den PC 1715. Der Personalcomputer konnte auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1984 nur als Druckeransteuergerät präsentiert werden, überzeugte jedoch die Anwender und 1985 auch die Partei- und Staatsführung. Ab 1985 lief der PC1715 tausendfach vom Band, und brachte Sömmerda den Titel "Hauptstadt der Computer" der DDR ein. Bis zur Liquidation des Betriebs baute man hier in dieser Halle den Personal Computer 1715 und den IBM-kompatiblen Rechner EC 1834.

Alle Abbildungen: © Stadtarchiv Sömmerda
Informationen von Herrn Dr. Hans-Diether Dörfler, Sigmar Radestock