Station: [17] Raum 9: 20. Jahrhundert


Im bürgerlichen Haushalt des 20. Jahrhunderts waren Kaffeemühlen keine prunkvollen Schaustücke mehr, sondern Gebrauchsgegenstände. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand die Funktion wieder im Vordergrund: Die Modelle wurden wieder ähnlich schmucklos wie in ihrer Anfangszeit. Es war die Zeit der Schoßmühle, von der Sie schon so viel gehört haben. Ihr Vorbild war die Mühle, die Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Siegeszug antrat: Die würfelförmige, schlichte Schoßmühle vorwiegend aus Holz mit einer Kurbel, flachem Einfüllzylinder und einem Schubfach für das Kaffeepulver. Es ist die Kaffeemühle der Nachkriegsgeneration. Es ist die Kaffeemühle, deren Melodie

Räuber Hotzenplotz so verzauberte, dass er sie Kasperles Großmutter stahl. 

Hier im Raum sehen Sie verschiedene Ausführungen namhafter Hersteller: von Peter Dienes bis Zassenhaus. Einige dieser Mühlen sind aus schlichtem Holz – sie stehen in der Vitrine an der rechten Wand – , andere in den Wirtschaftswunderfarben Hellblau, Rosa, Türkis und Gelb. Sie sind in der Vitrine gegenüber. 

Neben den bunten, eckigen und auch runden Schoßmühlen treffen Sie eine alte Bekannten wieder: die schwarze Kaffeemühle aus Bakelit, dieses Mal aus dem Jahr 1960. Wie Sie sehen, hat sich ihre Form seit den 1930er-Jahren nicht verändert. Links daneben stehen zwei gedrungene Bakelitmühlen mit Metallaufsatz und verchromter Kurbel aus dem Jahr 1950. Sie wurden von der 1919 gegründeten Firma Geska hergestellt. 

Anfang der 1970-er Jahre eroberten nach und nach elektrische Kaffeemühlen den Markt. Einige von Ihnen kennen sicherlich die runden Handmühlen mit Schlagwerk. Mit ihm wurden die Kaffeebohnen zerschlagen und nicht mehr gemahlen. Mit dem Nachteil, dass sich die Bohnen zu sehr erhitzten. Das wirkte sich negativ auf den Kaffeegeschmack aus. Heute ist die Technik mit Kegel- oder Scheibenmahlwerken ausgereifter. Dazu mehr an der kommenden Station.

Alle Abbildungen: © Kaffeemühlenmuseum Wiernsheim