Station: [13] Loheverarbeitung


Junge: Oh, Mann war das eine Schufterei, knietief stand ich in der Lohe, ich dachte das nimmt gar kein Ende. Und was passiert jetzt mit dem alten Zeug? 

Francke: Die schüttest du jetzt hier in die Grube vor den Tanks. 

Junge: Was? Jetzt wieder in eine Grube rein? Dabei habe ich doch gerade alles erst aus der Grube drüben rausgeschaufelt. 

Francke: Ja, aus den Gerbgruben. Das hier ist eine Extraktionsgrube. In die geben wir jetzt zu der alten Lohe heißen Wasserdampf dazu und dann zieht der Dampf den letzten Gerbstoff aus Lohe raus. Damit bekommen wir eine schön abgearbeitet Brühe, wie wir sie für den ersten Farbengang benutzen. Ich habe dir doch erklärt, wenn man nicht ganz schonend anfängt zu gerben, gibt es später eine Totgerbung. Darum brauchen wir zunächst die ganz helle Brühe, wie in dem Glas dort. Die ganz dunkle Brühe, für die dritte Grube, ist eine Extraktion aus Dampf mit frischer Lohe, und für den mittleren Farbengang mischen wir beide Brühen einfach zusammen. Aber keine Angst, die Brühe musst du nicht aus der Grube löffeln, dafür haben wir eine Kolbenpumpe, genauso wie für die Wässerung der Gruben über die Pfaffen. 

Junge: Ok, und was ist mit der Lohe, die jetzt in der Extraktionsgrube ist? Ich habe schon Schwielen an den Händen vom ganzen Loheschaufeln. 

Francke: Ja, die muss wieder raus, aber keine Sorge, das brauchst du heute nicht zu machen. Die ausgelaugte Lohe kommt später direkt aus der Grube in den Trichter von der 

Lohpresse, die hier in der Ecke steht. Ihre Stahlwalzen pressen die Lohe aus. Diese Rahmen mit den kleinen Holzformen nennen wir Lohkuchen. Der brennt wie Zunder, in unserem Dampfkessel geht der weg wie nichts. Und die restlichen Lohkuchen, die werden verkauft. Ein Schock, das sind 60 Stück, die bringen 50 Pfennig. 

Junge: Wenn Sie die ganze Zeit vom Lohkuchen reden, dann merke ich erst, was für einen Kohldampf ich habe. 

Francke: Hast es ja gleich geschafft. Aber vorher zeig ich Dir noch meinen ganzen Stolz! Komm mit, hier durch die Tür über den kleinen Weg ins Nachbargebäude. 


Fotos:  © Martina Bosse