Station: [11] Trocknung
Junge: Puh, das ist eine Schlepperei, entweder geht mir die Kraft aus, oder die Ledertafeln werden immer schwerer.
Francke: Da hast du wohl mit beidem recht. Nach dem Gerben, werden die Leder noch gespült und von der restlichen Lohe befreit. Jetzt haben sie sich voll mit Wasser gesogen, trotz langem Abtropfen.
Und bevor du die Leder jetzt aufhängst, muss jede Tafel noch zugerichtet werden. Dafür schneiden wir sie grob in Form. So, die kleinen Fetzen alle ab, und jetzt noch mit dem Messer einen Schlitz unten, damit sich das Leder auf den Holzstangen nicht zu sehr verzieht. Jetzt kannst du die Tafeln aufhängen und nach zwei Wochen müssen sie dann alle noch mal ausgestoßen werden.
Junge: Wie ausgestoßen?
Francke: Ausstoßen oder Ausrecken, um das Material geschmeidig zu halten. Beim Trocknen wird das Leder schnell spröde und faltig. Deswegen hat man früher nach zwei Wochen jedes Leder mit so einem Ausstoßeisen bearbeitet. Immer V-förmig von innen nach außen mit ganzer Kraft, um die Falten und Wellen herauszubekommen. Das kannst du mir glauben, als ich 1956 diese Ausstoßmaschine hier kaufen konnte, habe ich nicht lange überlegt. 860 Mark musste ich bezahlen, und das habe ich gerne gemacht.
Guck mal hier, mit der Fußkupplung klemmt man das Leder zwischen die Walzen und mit dem dicken Zylinder bekommst du jede Welle und Falte raus. Danach wird das Leder ordentlich abgeölt. Von der Fichtenlohe haben die Tafeln ihre kräftig rote Farbe bekommen. So jetzt kannst du sie wieder aufhängen. Die brauchen jetzt noch mal zwei Wochen auf den Holzstangen.
Junge: Hallo? Ja? Wer ist denn da? Herr Francke da klopft jemand.
Francke: Aber das bin doch ich, hier oben auf dem Abwelkboden. Ich klopfe die Leder ab, um zu prüfen, ob sie richtig durchgetrocknet sind. Ein schöner satter Ton, die sind fertig, das höre ich am Klang. Hier, mach die Bodenluke auf, dann kannst du sie direkt runter werfen zur Lederwalze.
Fotos: © Martina Bosse