Station: [11] Trachten
Junges Mädchen: Ja, da staunst du, was? Wie schön und edel wir hier alle aussehen? Mein großer Bruder, meine große Schwester und ich hier, ganz rechts!
Wir tragen unsere Trachten, so wie alle Menschen in den Rieddörfern: mein Bruder seine weißen Leinenhose und ein weißes Leinenhemd, eine rote Weste und seinen Mutzen, das schwarze Jäckchen. Und obendrauf: Einen kleinen, runden Hut aus Pelz. Das wirkt vornehm und edel!
Aber noch viel vornehmer sieht meine Schwester aus: Sie darf nämlich schon die Hörnerskappe tragen, die aussieht, wie eine große, schwarze Schleife auf dem Kopf. Sie hat die Hörnerskappe zur Konfirmation bekommen, da durfte sie sie das erste Mal tragen. Und weil sie jetzt schon verheiratet ist, darf sie sie immer tragen.
Aber ich… ich muss leider noch warten, ich bin ja erst 10. Aber eine Tracht habe ich auch schon, eine spezielle Kindertracht: Ich habe meinen Schägerock an, mit den schwarzen Samtbändern unten dran. Und ich habe ein schönes Wolltuch mit vielen Blumen drauf um die Schultern. Nur leider keinen Hut oder keine Kappe. Dafür sind meine Haare aber auf eine ganz spezielle Art geflochten und um den Kopf gelegt. Das Flechten und Frisieren, das macht immer meine Oma, denn die kennt die Tricks und die weiß ganz genau, wie es sein muss… damit es auch echt ist.
Denn solche Trachten und die Frisuren dazu, die darf man nicht irgendwie oder irgendwann tragen. Es gibt ganz spezielle Regeln, wie sie auszusehen haben und wann man was anziehen darf. Und diese Regeln sind ziemlich alt. Die gibt es schon seit mehreren Jahrhunderten. Und so haben meine Oma und meine Uroma und meine Ururoma… die haben alle auch schon ihre Ried-Trachten getragen. Und sie haben sich darin bestimmt genauso wohlgefühlt wie ich! Denn da kannst du sicher sein: So ein schönes Leinenhemd mit Puffärmeln und so einen schönen, weiten Schägerock mit Schürze – wenn man das anhat, fühlt man sich richtig gut!
Und da drüben, etwas weiter links, neben dem Fenster. Da siehst du, wie die richtig feierlichen Trachten aussehen. Zum Beispiel, wenn man heiratet. Wollen wir mal rübergehen? Ich zeig sie dir!
Alle Fotos: © Heimatmuseum Neuried