Station: [41] Tabakverarbeitung: Anstechen und Trocknen
M: Vom Feld kamen die frisch geernteten und sorgfältig gestapelten Blätter in den Schopf, das so genannte „Tabakhängi“ oder: „Diwakhängi“. Hier mussten sie trocknen und ihre Farbe von grün über gelb zu braun ändern.
F: Da die empfindlichen Blätter keinesfalls zerdrückt werden durften, hängte man sie unmittelbar nach der Ernte an langen Schnüren zu so genannten Bandalieren auf: lange Reihen, in denen jedes Blatt freihängen konnte. Zum Auffädeln der Blätter durchstach man den Stängel mit einer langen Nadel – eine eintönige Arbeit, die zumeist von Frauen verrichtet wurde. Sie vertrieben sich die Zeit mit Plaudern oder gemeinsamem Singen. Um das Auffädeln abzukürzen, entwickelte der Ichenheimer Tüftler Johann Georg Nußbaum in den 1920er Jahren eine Einfädelmaschine, die er auch patentieren ließ.
M: Ernte und Auffädeln erfolgten im Sommer und Spätsommer und der Trocknungsvorgang im Schopf dauerte etwa zweieinhalb Monate, bis in den späten Herbst hinein. Auch in dieser Zeit waren die Witterungsverhältnisse maßgeblich: Der Tabak durfte nicht zu feucht hängen, sonst fing er an zu schimmeln. Hing er zu trocken, wurde er brüchig und zerbröselte.
F: Um das Klima innerhalb des Tabakschopfs zu regulieren, verstellte man die Lamellen an seinen Außenwänden je nach Witterung. Waren die Tabakblätter schließlich durchgetrocknet, war ihr Feuchtigkeitsgehalt von 90 auf 25% gesunken. Ab November hängte man die Tabakschnüre wieder ab und band die Blätter in der Tabakkiste zu Bündeln von circa 500 Gramm.
M: Am sogenannten Verwiegetag, dem Verkaufstag, brachten die Pflanzer ihre Ernte zum Verkaufspunkt, in Altenheim dem Gasthaus Salmen. Hier wurde gewogen und notiert – und einige Wochen später schließlich der Kaufpreis ausbezahlt – auch dies sicherlich ein Anlass zu fröhlichem Beisammensein nach vollbrachter Arbeit!
Fotos: © Heimatmuseum Neuried