Station: [40] Anbau der Tabak-Pflanze


F: Der Tabak – oder „Diwak“, wie man hier sagt – war und ist eines der Hauptanbauprodukte der Region. Das milde Klima und die nährstoffreichen Böden der Oberrheingegend bieten die besten Voraussetzungen für die Tabakpflanze, die mit den Seefahrern des 16. Jahrhunderts von Nord- und Mittelamerika nach Europa gelangte.

M: Hier im Ried setzte sich der Tabakanbau Ende des 18. Jahrhunderts durch. Im nahegelegenen Lahr gründete Carl Ludwig Freiherr Lotzbeck (ein Nachkomme des Altenheimer Pfarrers Lotzbeck) 1774 eine Schnupftabakfabrik und legte damit den Grundstein der oberrheinischen Tabakindustrie. Kaum ein Jahrhundert später, um 1860/65, überflügelte der Tabak gar den traditionellen Hanfanbau.

F: Früher war der Tabakanbau äußerst mühsam und jeder Arbeitsschritt musste von Hand ausgeführt werden. Ab März konnten die Setzlinge in den „Tabakkutschen“ genannten Frühbeeten gezogen werden. Nach den Eisheiligen wurden die zarten Pflänzchen ausgebracht. Damit sie in regelmäßigen Reihen standen, nutzte man Setzschnüre, an denen rote Fähnchen, so genannte „Plemberle“, die Abstände markierten. In den Fahrgassen zwischen den Tabakreihen zog man Zuckerrüben, denn alles Agrarland war wertvoll. 

M: Die Tabakblätter müssen bis zur Ernte unversehrt bleiben, da die chemische Zusammensetzung sich im Falle einer Verletzung des Blattes ändern und den Geschmack beeinträchtigen würde. Nur ein Hagelregen könnte die ganze Ernte zunichtemachen und so achtete man darauf, die Tabakplantagen an möglichst weit auseinanderliegenden Orten anzulegen. Hatte es an der einen Stelle gehagelt, konnte immerhin das andere Feld verschont geblieben sein.

F: Je nach Sorte bringt eine Tabakpflanze 16 bis 20 Blätter, die über etwa zwei Wochen verteilt geerntet werden: von den großen Blättern unten bis nach oben. Da die frischgeernteten Blätter keinesfalls zusammenfallen dürfen, müssen sie nach der Ernte sofort weiterverarbeiten werden. Wie das vor sich geht und welche Rolle auch hier das Wetter spielt – das erfahren Sie in unserer nächsten Station.

 

 

Fotos: © Heimatmuseum Neuried