Station: [39] Eine eigene Mühle: Wir armen Dropffen…


Armer Dropffen: He! Hinten anstellen!

Mann 1: Zuerst sind wir dran! 

Armer Dropffen: Aber ich warte doch schon viel länger als ihr. Und ihr habt ein Fuhrwerk.

Mann 2: Das ist uns schnuppe! Du wartest bis wir fertig sind, bis all unser Getreide gemahlen ist. Und dann… dann fahren wir gemütlich zurück nach Altenheim, und du…

Armer Dropffen: … ja, und ich muss den Mehlsack auf meinem Rücken heimschleppen.

Mann 1: Na, so viel wirst du ja nicht zu schleppen haben. Dein Mehlsack wird nicht allzu schwer werden. 

Armer Dropffen: So eine Gemeinheit! Und wenn die jetzt noch lange brauchen, dann macht der Müller Feierabend und ich kann sogar unverrichteter Dinge wieder heimgehen. Seit die Herrschaft die Schiffsmühle auf dem Rhein verboten hat, muss unsereins sein bisschen Getreide bis nach Schopfheim, nach Ottenheim oder Eschau schleppen… und sich dann noch von den reichen Bauern und Meiern zurückdrängen lassen. Das geht so nicht weiter. Sobald ich heute Abend wieder daheim bin, schreibe ich einen Brief an die Herrschaft, denn wir sind zwar arm, aber müssen trotzdem menschenwürdig behandelt werden. Warte mal, was soll ich schreiben?

Hmm…. Hmm…

„Es sind unser armen Bürger hier über siebenzig: 16 Wittfrauen, die weder Ross noch Karren haben und […] haben wenig, wo nit gar nichts, als was wir täglich mit unser Handarbeit zuwegen bringen. Und wann wir dann kümmerlich souil erarmen und zusammensparen, haben wir weder hier, noch in der Nähe, wie andere Dörfer, keine Mühlen nicht. Und wenn wir dann auf Schusters Rappen den langen Weg zur Mühlen gemacht und darüber einen Tageslohn versäumt haben, dann kommen zuerst die Maier und großen Bauern dran und wir armen Dropffen mit unseren kleinen Stümplein wurden oft noch spöttisch abgewiesen und fortgeschickt.“

Wenn ich das schreibe, da muss die Herrschaft doch die Altenheimer Rheinmühle wieder genehmigen. Es gibt doch eigentlich keinen Grund, warum nicht… oder?

 

 

Fotos: © Heimatmuseum Neuried