Station: [29] Farrenstall
M: „Zur Hebung der Landwirtschaft“ erging in vielen Gegenden Baden-Württembergs ein Erlass der Obrigkeit: Damit es fortan keinen Mangel an Jungtieren und Milch mehr gibt, müssen die Gemeinden Stiere, Eber und Ziegenböcke anschaffen und unterhalten, die dann allen Bauern zur Besamung ihres Viehs zur Verfügung stehen.
F: Nach Kriegen, Dürren und jahrhundertelanger Ausbeutung der Bauern hatten die Fürsten verstanden: Wenn es mir gut gehen soll, muss es auch der Bevölkerung gut gehen, denn so erhalte ich Abgaben. Und wenn die Menschen keinen Hunger leiden, werden sie auch keine Revolten anzetteln.
M: Die Gemeinde Altenheim musste also Vatertiere anschaffen, so genannte Farren. Und sie brachte sie in diesem Stall unter, dem ehemaligen Farrenstall, 1865 errichtet. In der Mitte des 19. Jahrhunderts standen hier bis zu 12 Zuchtstiere; dahinter, in der Scheune, einige Eber und Ziegenböcke.
F: Der so genannte Stierfütterer wurde von der Gemeinde dafür bezahlt, dass er die Tiere pflegte. Und regelmäßig zog er mit einem Stier, Eber oder Bock durch die Straßen zu den einzelnen Bauern und sorgte dafür, dass die Vatertiere ihren Pflichten nachkamen.
M: Erst mit der künstlichen Besamung in der Mitte des 20. Jahrhunderts verloren die Farrenställe an Bedeutung. In den 1970er Jahren schaffte man die Stiere ab, in den 1990er Jahren die Eber und irgendwann kurz vor der Jahrtausendwende verschwand der letzte Ziegenbock. Doch sein strenger Geruch zur Paarungszeit hängt noch so manchem Museumsmitarbeiter in der Nase!
Fotos: © Heimatmuseum Neuried