Station: [28] Fischerzunft
F: Wissen Sie, was ein Flöschoff ist? Oder ein Warzloff? Ein Zipfelbernen oder ein Tribord mit Schiffstaken?
M: Die Fischerei am Oberrhein war und ist eine Kunst für sich. Und sie ist das älteste Gewerbe im Ried. Seit der mittleren Steinzeit ist die Fischerei als entwickeltes Handwerk bezeugt. Aus dem Jahr 1572 stammt die älteste Urkunde. Das Fischrecht wurde innerhalb der Familien von Generation zu Generation weitergegeben.
F: Das wichtigste Hilfsmittel des Fischers war – neben den Netzen – das Tribord oder der Nachen: ein flacher Kahn aus Kiefern- und Eichenholz, der stehend gefahren und mit einem Stechruder – dem so genannten Staken – vorwärtsbewegt wurde. Mit diesem Nachen fuhr man die Arme des Altrheins entlang, warf seine Netze, die „Bernen“ aus, fing Stör, Rheinsalm, Lachsforelle, Barsch oder Rotauge oder legte für Aale und andere ufernah lebende Fische den „Warzloff“, die Reuse, aus.
M: Nach dem Einholen der Netze brachte der Fischer seinen Fang lebend zum Fischmarkt in Straßburg – eine Frage der Frische! Dazu hatte er den Flöschoff, eine Art Kasten außerhalb des Bootes, in dem die gefangenen Fische bis Straßburg mitschwammen. Manche Fischer (und auch andere Einheimische) konnten einige Fischsorten sogar mit der Hand fangen! Sie hielten die Hand ruhig ins Wasser, vertrauten auf die Neugier der Fische, die sich die Hand von Nahem besehen wollten und sogar zwischen Daumen und Zeigefinger hindurchschwammen… und packten im richtigen Moment zu! „Fischgrawle“ nannte man das.
F: Wenn Sie sich hier, im Handwerks-Raum in aller Ruhe umgesehen haben, gehen Sie bitte den Weg zurück ins Treppenhaus und dann nach unten, in den überdachten Hof, den Vorschopf, zur Tür hinten rechts. Dort, im ehemaligen Farrenstall, geht unser Rundgang weiter.
Fotos: © Heimatmuseum Neuried