Station: [25] Handwerk in Altenheim
M: Müller, Bäcker, Metzger, Schreiner, Glaser, Schlosser… fast 20 zünftige Berufe zählte man in Altenheim.
F: Mitte des 19. Jahrhunderts hatte das Dorf unter anderem: zwei Sattler, zwei Zimmermeister, vier Schneider, sechs Schreiner, elf Schuhmacher, sechzehn Weber und sage und schreibe 266 Landwirte!
M: Viele Altenheimer gingen zumindest zwei Berufen nach: Sie waren Landwirte und betrieben ein kleines Handwerk nebenbei, als Zubrot. Dabei war jedoch Handwerk nicht gleich Handwerk! Berufe wie Zimmermann, Küfer, Schmied galten als vollwertige Berufe und waren gut angesehen. Weber, Korbmacher, Rechenmacher, Seiler, Schuhmacher oder Schneider hingegen waren arme Handwerke und nicht sehr attraktiv.
F: Dennoch mussten die Handwerke „zünftig“ erlernt werden, also nach den Regeln, die einst die Zunft festgelegt hatte. Da ging es nicht nur um die Qualität der Ausbildung, die Länge der Lehrzeit oder die Entlohnung. Auch das gesellschaftliche Leben wurde bis ins kleinste Detail geregelt: Wer wen heiraten durfte, wie mit einem abtrünnigen Lehrling oder im Falle eines Konflikts zu verfahren sei, und welche Ansprüche die Meisterwitwen an die Zunft hatten.
Zu den Pflichten des Meisters gehörte:
Zitator: Artikel 7:
Der Lehrherr soll seinen Lehrling getreulich unterrichten und ihm Kost geben und ordentlich verpflegen, ihn aber nicht zu sehr bei der Haus- und Feldarbeit einspannen. Des weiteren muss er darauf achten, dass der Lehrjunge an Sonn- und Feiertagen den Gottesdienst nicht versäumt.
F: Da das Dorf Altenheim seit dem Mittelalter zur Herrschaft Lahr gehörte, mussten alle Angelegenheiten, die die Handwerke betrafen, dort geregelt werden. Das bedeutete: drei Stunden Hinweg, drei Stunden Rückweg – ein ganzer verlorener Arbeitstag.
Die Altenheimer Handwerker richteten daraufhin ein Gesuch an das Lahrer Oberamt, eine eigene Allgemeine Zunft gründen zu dürfen. Dem wurde stattgegeben unter der Bedingung, dass die Altenheimer eine eigene Zunftlade fertigten und eine Unterkunft für die wandernden Gesellen einrichteten.
M: Im Jahr 1800 war es so weit: Altenheim hatte eine eigene Allgemeine Zunft, der alle Handwerke angehörten... und eine eigene Zunfttruhe mit mehreren Schlössern, in der Urkunden, Gelder und Siegel aufbewahrt wurden. Wenig später fiel das Dorf von den Fürsten Nassau-Usingen an das Großherzogtum Baden. Und im Jahr 1862 erklärte der Großherzog von Baden die Allgemeine Gewerbefreiheit. Aus der Zunft wurde der Altenheimer Gewerbeverein gegründet, der bis heute weiterbesteht.
Fotos: © Heimatmuseum Neuried