Station: [22] Hochzeitstracht
M: Die Kleiderordnung zu einer traditionellen Ried-Hochzeit war streng geregelt!
F: Am ersten Tag, zum Hochzeitsgottesdienst, wurde Schwarz getragen: ein schwarzes Kleid, eine schwarze, spitzenbesetzte Schürze und ein schwarzes Halstuch für die Braut, die so genannte „Hochzeiterin“; eine schwarze Hose, ein schwarzes Brusttuch und den Kirchenrock aus schwarzem Tuch für den Bräutigam, den „Hochzeiter“.
Die Hörnerskappe der Braut war mit Myrthen umkränzt, ein Symbol für Unberührtheit. Der Brautstrauß aus Rosmarin stand für Fruchtbarkeit.
M: Die Brautführer – Gsell und Gschpiel – schritten vor dem Brautpaar zur Kirche. Sie trugen die Festtagstracht, allerdings mit roten Blumen geschmückt.
F: Am zweiten Tag, dem Tag nach der Hochzeit, änderte sich das Bild: Die Braut trug nun die sogenannte „Farvitracht“, die farbige Tracht. „Farbig“ hieß aber auch hier lediglich: tiefdunkles Grün, Blau oder Lila.
Die Kleider der Frauen waren allerdings aus schweren und teuren Atlasstoffen gefertigt, die in der Sonne schillerten – changierten – und zu dem Edelsten gehörten, was eine Frau tragen kann. Auch in der Farvitracht zeigten die schwarzen Samtbänder am Saum den sozialen Stand der Trägerin an.
M: Fortan trugen die Frauen den Farvirock beim Kirchgang am Sonntag oder bei Tanzveranstaltungen. Der schwarze Rock des Hochzeitstags war Beerdigungen oder dem Karfreitagsgottesdienst vorbehalten.
F: Die Kleidungsstücke begleiteten die Menschen ein Leben lang und konnten immer wieder umgearbeitet werden. Denn die Stoffe wiesen eine Qualität auf, die ein jahrzehntelanges Tragen möglich machte. In der Mitte des 20. Jahrhunderts verschwanden die Trachten aus dem Alltag der Altenheimer. Die letzten Hochzeiten in traditioneller Kleidung wurden in den 1940er Jahren gefeiert.
M: Doch seit 1979 bemüht sich die Trachtengruppe des Historischen Vereins Neuried um die Bewahrung dieses kulturellen Erbes. Die ca. 40 Mitglieder präsentieren die überlieferten Trachten authentisch und original und nehmen regelmäßig an Kreistrachtenfesten teil.
Und wenn Sie nun auf den Geschmack gekommen sind – die Trachtengruppe ist immer auf der Suche nach Verstärkung: Erwachsene, Kinder, Jugendliche: alle sind willkommen! Sprechen Sie uns gerne an!
Fotos: © Heimatmuseum Neuried