Station: [21] Trachten


F: Als „zurückhaltende aber stolze Tracht“ sind die Trachten der evangelischen Rieddörfer bezeichnet worden – sehr zu recht!

M: Sie werden in dem Dreieck zwischen den Städten Lahr, Offenburg und Kehl getragen und unterscheiden sich deutlich von den Trachten beispielsweise im Elsass oder im Schwarzwald.

F: Die Riedtrachten sind in ruhigen, dunklen Farben gehalten, fast puritanisch. Es ging nicht darum, aufzufallen.
Die Tanztracht – im rechten Abteil zu sehen – bestand für die jungen Frauen aus dem so genannten Schägerock, einem wollenen Rock mit schwarzem, ornamentartigem Aufdruck, einer weißen Schürze, einem Flortuch und der regionaltypischen Hörnerskappe. Ein bis drei samtene Zierbänder unten am Rock verwiesen auf den sozialen Status der Trägerin: Je mehr Bänder, desto besser situiert.

M: Die ledigen Burschen trugen zu festlichen Anlässen wie des Kaisers Geburtstag oder einer Militärparade lange, weiße Hosen, ein weißes Leinenhemd mit Stehkragen, eine rote Weste und darüber eine kurze, schwarze Jacke, den sogenannte „Mutzen“. Charakteristisch ist auch die Pelzkappe aus Iltisfell, die vielleicht von den Uniformen der napoleonischen Kriege inspiriert ist.

F: Unverheiratete, noch nicht konfirmierte Mädchen trugen den farbenfrohen Schägerock und ein geblümtes Wolltuch und einen Haarkranz.
Junge Mädchen trugen die markante Hörnerskappe erstmals zur Konfirmation, später zu feierlichen Anlässen und dem Kirchgang und selbstverständlich auch zu ihrer Hochzeit, wo sie mit einem Myrtenkranz und später mit künstlich hergestellten Blumen und Rosetten geschmückt wurde.

M: Wie sich die Hörnerskappe im Verlauf des 19. Jahrhunderts von einer einfachen Schleife zu einer imposanten Kopfbedeckung entwickelte, sehen Sie an der Wand gegenüber. Die historischen Aufnahmen veranschaulichen auch, wie sehr sich die Trachten entwickelten und bestimmten Moden unterworfen waren.

 

 

Fotos: © Heimatmuseum Neuried