Station: [16] Rappenturm mit Zehntscheune, Lange Gasse 32


M: Einst lieferten die Bauern in der Zehntscheune ihre Ernte ab, später lernten Jungen und Mädchen hier das kleine Einmaleins. Und heute? Hören Sie die Geschichte der „Alten Schule“.

F: Bis zum Jahr 1934 wurde das Gebäude als Zehntscheuer oder Zehntscheune genutzt. Der Zehnt war eine Art Steuer in Naturalien. Rund zehn Prozent der Ernte mussten die Bauern an den Ortsherren zahlen. In der Zehntscheune wurden die abgegebenen Getreide und Feldfrüchte gelagert. Damals gab es vier oder fünf davon in Niederstetten. 

M: Der Wein, der damals nur einen kleinen Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche ausmachte, wurde in den Kellern des Schlosses gelagert. Schließlich wollte der Schlossherr sicher gehen, dass seine Weinkeller immer gut gefüllt waren.

F: Als es keinen Zehnt mehr einzulagern gab, richtete man 1934 unter dem Dach der Zehntscheuer eine Schule ein. Elf Jahre später brannte das Gebäude bei einem Bombenangriff der Amerikaner am 9. April 1945 ab. Erst 1948 konnte der Schulbetrieb in der neu errichteten Schule wieder aufgenommen werden. Mittlerweile jedoch besuchen unsere Jungen und Mädchen die neue Schule an der Hauptstraße.

M: Die „Alte Schule“ hingegen steht unter Denkmalschutz. Unter ihrem Dach ist heute eine Kreativwerkstatt für Jung und Alt mit einer Mal- und Schneiderwerkstatt, mit Musikkeller und Tanzraum eingerichtet.

F: Wenn Sie um das Gebäude herumgehen, sehen Sie den alten Rappenturm. An der Hauswand der Schule ist noch ein altes Ortsschild angebracht.

M: Der Rappenturm aus dem 15. Jahrhundert ist ein mittelalterlicher Stadtturm. Er gehörte zur alten Stadtmauer. Er steht an der einstigen Verbindungsstelle zwischen der Stadtbefestigung und der Verteidigungsanlage der Burg Haltenbergstetten.

F: Von der Geschichte switchen wir zurück in die Gegenwart. Nur einige Häuser weiter, an der Nummer 16, gibt es eine weitere Station des Tachelespfads.

Fotos: © Trüpschuch