Station: [6] Das „Heilige Grab“
Im westlichen Bereich des Kapellenraums sehen Sie ein Gitter. Darunter: ein unterirdisches Gewölbe – ein Scheingrab, viel zu klein, um einen echten Leichnam aufzunehmen. Es ist das „Heilige Grab“, nach dem das Kloster benannt wurde und von dem die Gründungslegende berichtet. Im späten Mittelalter wurde diese Legende auf 15 Holztafeln festgehalten, als eine Art leicht verständliche Bildergeschichte – allerdings mit einem drastischen und verstörenden Inhalt.
Ein jüdischer Kaufmann soll 1287 in die Kirche des Dorfes Techow eingestiegen sein, um eine Hostie zu stehlen. Als der Dieb durch göttliches Eingreifen am Fortkommen gehindert wurde und die Hostie in Panik vergraben wollte, begann diese zu bluten. Er floh, doch seine Tat wurde aufgedeckt und er dafür hingerichtet. Die blutende Hostie soll viele Wunder bewirkt und so Anlass zur Gründung des Klosters gegeben haben… an dem Ort, an dem sie begraben worden war.
Nichts von dieser sogenannten Ursprungslegende dürfte der historischen Wahrheit entsprechen und ihr offener und selbstverständlicher Judenhass wirkt heute auf uns schockierend. Die mittelalterlichen Pilger hingegen verehrten hier in der Kapelle das Grab der Hostie, die nach ihrer Transformation in der Heiligen Messe als wahrer Leib Christi verstanden wurde. Bestattet war dieser Leib im „Heiligen Grab“.
Wenn Sie mehr über die Gründungslegende des Klosters und die Bildtafeln erfahren möchten: Das Klosterstift hat in den vergangenen Jahren mehrere Publikationen zu diesem Thema veröffentlicht. Und im Museum des Klosterstifts ist ihr ein ganzer Raum gewidmet. Sie erreichen das Museum über den Kreuzgang, es befindet sich im Ostflügel der Abtei.
Alle Abbildungen © Kloster Stift zum Heiligengrabe