Station: [3] Der Glockenturm


Von diesem hölzernen Glockenstuhl aus läuten die Heiligengraber Glocken den Tag ein; sie rufen zur Mittagsandacht in die Kapelle und lassen den Tag am Abend auch wieder ausklingen.

Normalerweise haben Zisterzienserkirchen keinen Turm – so auch in Heiligengrabe. Nach dem großen Brand von 1719 nahm man es mit dieser Regel aber nicht mehr so genau und setzte auf das Dach der Klosterkirche einen weithin sichtbaren Kirchturm mit barocker Haube. Das Inventar der Stiftskirche aus dem Jahr 1810 führt fünf Glocken an, eine sechste kam zehn Jahre später hinzu.

Doch im Jahre 1912 musste die Haube abgetragen werden – der Kirchturm war baufällig geworden, der Dachstuhl marode. Die Glocken wurden abgenommen und kamen in den hölzernen Glockenstuhl, wo sie jedoch nicht lange blieben.

Denn schon sechs Jahre später, gegen Ende des Ersten Weltkriegs, lieferte das Stift die beiden größten Glocken ab: 437 Kilogramm Bronze, eingeschmolzen für Kriegszwecke.

Ersetzt wurden die Glocken erst 20 Jahre später: 1937, zum 650ten Jubiläum des Klosters Heiligengrabe wurden eine große A-Glocke und eine etwas kleinere C-Glocke feierlich geweiht. Doch auch sie hingen nicht lange: Im Jahr 1943 wurden sie ebenfalls für Kriegszwecke eingeschmolzen.

Bis 1975 musste man sich mit einer kleinen Behelfsglocke begnügen. Erst dann konnten mit Hilfe von Spenden der Heiligengraber Kirchgemeinde zwei neue Glocken gegossen werden, die bis heute die Besucher des Stiftsgeländes begrüßen.

Abbildung 1 © Dietmar Rabich
Abbildung 2 © Klosterstift zum Heiligengrabe
Abbildung 3 © Klosterstift zum Heiligengrabe