Station: [20] Die Teiche


Fischzucht und Wasserwirtschaft waren für die meisten Klöster des Zisterzienserordens eine wichtige Einnahmequelle. Und auch in Heiligengrabe sind seit frühesten Zeiten drei Fischteiche nachgewiesen. Der größte, der sogenannte Mühlenteich, lag westlich von hier, auf der Höhe des Stifthauptmannshauses. Die beiden anderen sehen Sie vor sich.

Alle drei Teiche wurden vom Nadelbach gespeist, der das Stiftsgelände in Nord-Süd-Richtung durchfloss. Schon zu Klosterzeiten, also vor der Reformation, sind in den Akten Ausgaben für einen Fischer verzeichnet. Und im 18. Jahrhundert standen die Erträge aus den Teichen dem Stiftshauptmann zu. Doch… sie dürften nicht allzu üppig gewesen sein. 

Ende des 18. Jahrhunderts pachtete sogar eine Konventualin die Teiche und züchtete darin Karpfen, Hechte, Schleie, Barsche und Plötzen, die sie den Damen des Konvents zu festgesetzten Preisen verkaufen musste.

Und um das Jahr 1900 hörte es sich hier so an:

Die Stiftsschule hatte den hinteren Teich in ein kleines Freibad umgewandelt, das die Mädchen im Sommer mit großer Begeisterung nutzten. Auch für einen Ruderkahn soll genug Wasser dagewesen sein. Und im Winter fuhr man begeistert Schlittschuh auf dem zugefrorenen Teich. Schauen Sie auf Ihren Bildschirm. So sah es hier damals aus.

Das Badehaus, das die jungen Damen vor allzu neugierigen Blicken schützen sollte, verschwand mit dem Ende der Stiftsschule…

… und in den Teichen wird seit Jahrzehnten nicht mehr gebadet.

Die hölzerne Brücke und der Steg sollen allerdings an das frühere Treiben erinnern.

Zu DDR-Zeiten, im Zuge der Trockenlegung der angrenzenden Wiesen, wurde der Nadelbach umgeleitet, so dass die einst sehr viel mehr Wasser führenden Teiche nach und nach versumpften. Zwar wurde versucht, sie in den letzten Jahren zu renaturieren; für die Fischzucht oder das Badevergnügen eignen sie sich heute jedoch nicht mehr.

Die heutige Uferbegrünung macht aus den einst wirtschaftlich genutzten Flächen eine idyllische Landschaft. Rund um die beiden Teiche wachsen neben Birke, Erle, Haselnuss, Weide, Ahorn und Linde auch so exotische Bäume wie Sumpfzypresse, Magnolie und Amberbaum. Und an lauen Sommerabenden treten die Heiligengraber Frösche rund um die Teiche zu lautstarken Gesangswettbewerben gegeneinander an!

Alle Abbildungen © Kloster Stift zum Heiligengrabe