Station: [17] Der barocke Damenplatz
Ein kleines Dorf gleich neben den ehrwürdigen Klostermauern! Rund um eine alte Linde bilden eine Handvoll Wohnhäuser einen kleinen Platz mit fast dörflicher Atmosphäre.
Der Damenplatz, so wie Sie ihn heute sehen, entstand zur Zeit des Barock, im frühen 18. Jahrhundert, als sich die Strenge des klösterlichen Lebens weitgehend aufgelöst hatte. Die evangelischen Stiftsdamen – unverheiratete Frauen aus dem Brandenburger, später preußischen Adel – sollten ein standesgemäßes Leben ohne finanzielle Sorgen führen können. Und dazu gehörte selbstverständlich auch ein eigener kleiner Haushalt.
Viele der Gebäude am Damenplatz tragen dementsprechend die Namen ihrer einstigen Bewohnerinnen.
Ganz im Süden beispielsweise steht das Lindeinerhaus mit seinen grünen Türen und Fensterläden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebte hier die Stiftsdame und Lehrerin Auguste von Lindeiner. Sie ist nur ein paar Schritte weiter, auf dem nahegelegenen Stiftsfriedhof, beerdigt. Heute ist in ihrem Haus der Klosterladen untergebracht. Auch einen Kaffee und ein Stück Kuchen bekommt man hier während der Öffnungszeiten.
Das Fachwerkhaus links davor ist das Putlitzhaus, benannt nach Juliane Dorothea Gans Edle Herrin zu Putlitz, die im frühen 18. Jahrhundert dem Kloster vorstand und nach dem großen Brand von 1719 für den Wiederaufbau der Häuser verantwortlich war. Wenn Sie genau schauen, erkennen Sie auf einem der waagerechten Fachwerkbalken auch ihren Namen: „Putlitz“.
Gegenüber, das Haus mit dem Backsteingiebel, erinnert an ein Fräulein von Wulffen. Heute ist es das Einkehrhaus, mit Seminarräumen und Gästezimmern sowohl für Einzelpersonen als auch für Gruppen.
Und das längste Gebäude, das die Häuserzeile nach Norden hin fortsetzt, ist das „Grolmushaus“, das den Namen einer Stiftslehrerin und Schulleiterin aus der Mitte des 20. Jahrhunderts trägt. Marie-Eleonora Grolmus unterrichtete Mathematik und Naturwissenschaften und wurde von den Schülerinnen ehrfurchtsvoll nur „die Doktern“ genannt.
Das Nordhaus schließlich, mit seinem hellgelb verputzten Fachwerk wurde um 1900 von einer Stiftsdame bewohnt, die bis zu sechs Stiftsschülerinnen in Pension hatte. Besonders lustig scheint es bei ihr aber nicht gewesen zu sein. Denn lieber wünschte sich manch eine von ihnen, bei den vielen anderen Mädchen in den großen Schlafsälen unterm Dach der Abtei untergebracht zu sein. Man wird sich denken können, warum…!
In den Häusern am Damenplatz leben heute Ehepaare, Familien und alleinstehende Menschen, die sich mit den Werten des Kloster Stifts verbunden fühlen, ohne selbst Mitglied der Gemeinschaft zu sein. Durch ein spezielles Finanzierungsmodell konnten die Wohneinheiten in den letzten Jahren saniert werden, so dass der Damenplatz heute wieder ein belebter Ort auf dem altehrwürdigen Klostergelände ist.
Abbildung 1 © Gesine Mazel
Abbildung 2 © Dietmar Rabich
Abbildung 3 © Klosterstift zum Heiligengrabe
Abbildung 4 © Klosterstift zum Heiligengrabe