Station: [13] Kaiserturm und heilige Cäcilie


Die Wendeltreppe des Kaiserturms führte hinauf in die Schlafsäle der Mädchen, die zwischen 1847 und 1945 in Heiligengrabe ins Internat gingen.

Doch so dürfte es sich kaum angehört haben! Es herrschte Zucht und Ordnung und die Mädchen aus preußischem Adel wurden als „des Kaisers weibliche Kadetten“ erzogen. 

Zur Einweihung des von ihm selbst gestifteten Turms schenkte der Kaiser den Mädchen eine kunstvolle Kachel aus den kaiserlichen Majolika-Werkstätten Cadinen in Ostpreußen. Sie zeigt – im Stil der Renaissance – die Heilige Caecilie, die Schutzherrin der Musik und des Gesangs. Wenn Sie die Tür zum Kaiserturm öffnen, können Sie die schöne Bildplatte sehen.

Für das kaiserliche Geschenk bedankte sich die Äbtissin Adolphine von Rohr ganz untertänigst:

„Allerdurchlauchtigster Kaiser und König, Allergnädigster, Allergroßmächtigster Kaiser, König und Herr. […] Wie schön ist die Kachel im Treppenturm […]. Wir hatten soeben die Kiste aus Cadinen geöffnet, […] als eine der Kinder daherkam, die wieder ermahnt war wegen burschikosen Wesens, das sie öfter zur Schau trägt, wegen Vernachlässigung der schönen, edlen Form, die die Frau, geschweige denn die Edelfrau, nie verletzen darf. – Ich rief sie heran, zeigte ihr die Kachel und sagte: ‚In erster Linie ist dies ein Geschenk seiner Majestät für Euch Kinder, die ihr die neue Treppe fast stündlich benutzt. Der König will damit seinen weiblichen Kadetten etwas sagen.‘ […] Als ich dann fragte: ‚Hast du deinen König verstanden?‘ nickte sie leis und küsste mir die Hand. – Ich bin gewiss, das Bild wird manchmal seine stumme und doch so beredte Sprache reden und neben der äußeren Schönheit, die es vor Augen stellt, helfen, innere Schönheit zu wecken.“

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Zitiert nach Romeyke, 2009, S. 92.

Alle Abbildungen © Kloster Stift zum Heiligengrabe