Station: [8] Die Kirche und ihre Ausstattung
Die Braunfelser Schlosskirche ist eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche und war einst bunt ausgemalt. Von ihrer ursprünglichen Ausstattung hat sich im Chor ein Fresko aus dem frühen 16. Jahrhundert erhalten. Es zeigt den Sohn des Kirchenstifters mit seiner Familie: Graf Bernhard III., seine Ehefrau Margarethe und ihre 10 Kinder, die kniend vor der Madonna im Strahlenkranz beten. Nicht nur die Marienanbetung verrät, dass dieses Fresko noch in katholischer Zeit entstanden ist. Auch die Kleidung der Kinder zeugt davon: Die Töchter waren Nonnen im nahe gelegenen Kloster Altenberg an der Lahn und im Kloster Walsdorf bei Idstein. Zwei der Söhne waren Domherren in Mainz, Köln und Straßburg. Der älteste Sohn – Sie sehen ihn ganz links in Ritterrüstung – schloss sich den Lehren Martin Luthers an. Er führte die Reformation in der Grafschaft Braunfels ein.
Die Grafschaft blieb allerdings nur wenige Jahrzehnte lutherisch. Die nächste Generation war calvinistisch. Rechts der Kanzel befindet sich das Epitaph des Grafen Conrad und der Gräfin Elisabeth, die in Braunfels die reformierte Konfession einführten. Gräfin Elisabeth war die Schwester Wilhelms des Schweigers, Fürst von Nassau-Oranien, der wegen seiner Erfolge in den niederländischen Befreiungskriegen noch heute in den Niederlanden als „Vater des Vaterlandes“ verehrt wird.
Das Epitaph aus Sandstein wurde im frühen 20. Jhd. koloriert, als das Innere der Kirche aufwändig erneuert und die Chorfenster gestiftet wurden: das Fenster in der Chormitte von der aus Finnland stammenden Prinzessin Ebba zu Solms-Braunfels, die Evangelistenfenster links und rechts davon von Oberpfarrer Bingel. Das Fenster rechts außen mit den Buchstaben Alpha und Omega stiftete die Braunfelser Kirchengemeinde.
Erst unlängst erhielten die Wand- und Oberflächen ihre heutige Farbgebung.
Weiter geht die Führung auf dem Platz vor der Kirche.
Alle Abbildungen: © Schloss Braunfels