Station: [3] Geschichte der Bruderschaft
M: „Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit. Otto von Gottes Gnaden König. (...)“
F: Mit diesen Worten beginnt das königliche Diplom Ottos III. aus dem Jahr 987. In der Urkunde ist zu lesen, dass der König dem Kloster Vilich verschiedene Privilegien verleiht. So heißt es:
M: „Ihrem frommen Wunsche nachkommend (…) haben wir ihm nach dem Gesetz und der Regel der übrigen Klöster in unserem Reiche, nämlich Quedlinburg, Gandersheim und Essen, Freiheit verliehen und es von aller Last der weltlichen Herrschaft befreit (...).“
F: Zu den Privilegien gehörten unter anderem die Fischerei-Rechte. Diese verpachtete das Kloster Vilich an 14 Fischer-Familien aus Bergheim. Aus diesen Familien entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte die Fischerei-Bruderschaft. Was nach einer religiösen Gemeinschaft klingt, war aber vielmehr eine Zunft – eine ständische Vereinigung von Handwerkern oder Kaufleuten, mit strengen Regeln und Gesetzen.
M: In einer Urkunde aus dem Jahr 1144 werden erstmals die Fischerei-Gebiete genau genannt – sowie die Abgaben, die an das Kloster Vilich zu leisten waren. So ist dort zu lesen:
F: „Die Fischerei desselben Klosters reicht von der Hasenweide bis zu Mondorfer Heide und die Sieg hoch auf beiden Ufern bis zur Stockfurt; von allem, was dort gefangen wird, gehört ein Drittel dem Kloster.“
M: Im Zuge der Säkularisierung, also am Beginn des 19. Jahrhunderts, wurde das Kloster schließlich aufgelöst. Der Besitz und die damit verbundenen Fischerei-Rechte gingen an den preußischen Staat, zu dem das Rheinland seit dem Wiener Kongress 1815 gehörte. 1850 konnte sich Bruderschaft für 600 Taler von den Pachtzahlungen freikaufen. Fortan gehörten diese Rechte der Bruderschaft.
F: Im Wappen aus dem Jahr 1964 kann man die Geschichte der Bruderschaft regelrecht ablesen: Es zeigt 14 rote Kreise. Diese stehen für die 14 Fischer-Familien. Die Figur im rechten, oberen Feld stellt die Äbtissin Adelheid dar. In ihrer Amtszeit erhielten die Familien das Fischerei-Recht. Rechts und links von ihr sind Fischerbrote zu sehen. Die drei Fische im linken Feld verraten, wie hoch die Abgaben der Fischer an das Kloster waren: Jeden dritten Fisch mussten sie der Äbtissin überlassen.
Foto: © Scheib