Station: [9] Römische Haus-Party


F: Wenn wir heute zu einer Haus-Party einladen, dann bringt zumeist jeder etwas mit – den Kartoffel- oder Nudelsalat beispielsweise oder eine Nachspeise … Doch wie war das vor rund 2.000 Jahren, wenn unser Villen-Besitzer zur Party lud? Es war anders – denn in diesem Falle wollte der Gastgeber vor allem eines: seine Gäste beeindrucken! Eine Einladung war – im Gegensatz zu heute – keine spontane Sache. Alles war genauestens geplant und durchorganisiert. Eine Art „Ritterschlag“ für die eingeladenen Gäste und ein gesellschaftspolitischer Schachzug – zum Ruhme der Gastgeber … 

M: Denn in der römischen Oberschicht galt die Devise: nicht kleckern, sondern klotzen. Und so bestand ein festliches Abendessen aus einem ausgiebigen Gelage mit mehrgängigen Menüs. 

F: Auf dem Teller landeten zum Beispiel Siebenschläfer übergossen mit Honig und Mohn, Grasmücke in gepfeffertem Eidotter oder Schweinegebärmutter gefüllt mit Seeigeln. Klingt heute ein bisschen gewöhnungsbedürftig, für die Römer waren das jedoch Delikatessen. 

M: Auch Austern wurden aufgetischt, die man in Fässern mit Salzlake quasi „fangfrisch“ ins antike Bad Kreuznach transportierte. Neben Muscheln wurden auch gerne Weinbergschnecken. gegessen. Im Alltagsleben, ohne Gäste, genoss man dagegen vor allem Rind, Schwein, Schaf und Ziege; manchmal auch Wild und Geflügel. 

F: Was nie fehlte, war der Wein! 

M: Dieser floss in Mengen. Der Wein für die Villenbesitzer kam im 2. Jahrhundert nach Christus vermutlich vor allem von der Mosel. Für die Nahe-Region ist der Weinanbau archäologisch für diese Zeit noch nicht bewiesen. 

F: Die meisten römischen Rezepte, die heute noch existieren, wurden von Marcus Cavius Apicius aufgeschrieben. Er lebte im 1. Jahrhundert nach Christus und verfasste das Kochbuch „De re coquinaria“ – „Über die Kochkunst". Allerdings fehlt den Rezepten etwas Entscheidendes: nämlich die Mengenangaben. Deshalb sind die Gerichte teilweise schwer nachzukochen.

M: Gegessen wurde halbliegend, auf dem traditionellen Speisesofa, dem triclinium. Bis zu drei Personen fanden auf einem triclinium Platz. In der Regel standen drei solcher Liegen im Speisesaal, sie waren hufeisenförmig um den Tisch angeordnet. Somit bestand das ideale Gastmahl aus neun Personen.

F: Beim Oceanusmosaik haben wir ein einziges, aber dafür großes halbkreisförmiges Speisesofa – ein sogenanntes Sigma-Triclinium, das sich der halbrunden Apsis anpasst. 

M: Stellen Sie sich vor: 

Sie sind eingeladen, haben es sich gerade so richtig bequem gemacht und liegen auf dem Speisesofa – dem Hausherrn gegenüber, wobei Sie dem beruhigenden Plätschern des Springbrunnens lauschen. Gereicht werden honig-süße Datteln, wobei Sie mit dem Hausherrn und weiteren Gästen immer wieder einige nette Worte wechseln. Deren Blick schweift vom Oceanusmosaik – über den Springbrunnen – in den mit Säulen umgrenzten rechteckigen, begrünten Innenhof – den „Perstylgarten“, wobei einige muntere Vogelstimmen zu hören sind. Geschickt lenkt die – von den Architekten perfekt geplante – zentrale Blickachse der Palast-Villa unsere Aufmerksamkeit in die offene Landschaft. In die wir über den geometrisch angelegten Garten und durch die Pforte hinaus blicken Wir schauen über den Ellerbach bis zum sich anschließenden Hügelrücken. Was für ein grandioser Eindruck! Dort – weit draußen auf dem Hügel – verläuft die Römerstraße, auf der Händler die – im römischen Vicus „Cruciniacum“ – hergestellten Waren zu ihren Absatzmärkten an Rhein und Mosel transportieren. All dies erscheint fast unwirklich, denn Sie sind Gast im „Paradies“. Geschaffen aus Wohlstand, kulturell-intellektuellem Anspruch und ästhetischem Gespür. 

Was für ein Luxus…

 

Foto: © Römerhalle Bad Kreuznach